Huawei-Insider kritisieren Mitarbeitergängelung

Berichte eines Rechercheverbunds zeichnen beim chinesischen Netzwerkausrüster Huawei in Europa das Bild einer überstraffen Angestelltenkontrolle.

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Huaweis Europa-Zentrale in Düsseldorf

(Bild: Huawei)

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Bei Huawei herrscht angeblich auch in der Europazentrale in Düsseldorf und anderen Niederlassungen auf dem alten Kontinent ein "quasi-militärischer Korpsgeist" im Sinne des Firmengründers Ren Zhengfei, der einen rauen Führungsstil im Sinne eines "Wolfsgeistes" predige. Damit verletze der chinesische Netzwerkausrüster hierzulande mitunter Vorgaben des Arbeitsrechts. Dies schreibt eine Rechercheallianz, die das vom Medienmäzen Gilles Raymond gegründete Signals Network unterstützt hat.

Huawei bezeichnet sich als "Spitzen-Arbeitgeber" und wartet mit Orchideen im Quartier am Rhein auf, das auch als "kleine chinesische Botschaft" bezeichnet werde. Das berichten netzpolitik.org, der britische Daily Telegraph, die Schweizer Republik und die spanischen Zeitung El Mundo. Stimmen aus dem Inneren berichteten indes von einer Technologiefirma, "die ihre Angestellten in erster Linie als Rohstoff zu begreifen scheint, aus dem sie den eigenen Erfolg schmieden will". Der Konzern verschiebe chinesische Mitarbeiter wie Schachfiguren und setze Angestellte nach Belieben vor die Tür.

Die Rechercheure haben nach eigenen Angaben mit Leuten gesprochen, "die in mehreren europäischen Ländern für die Firma gearbeitet haben". Diese schilderten ein Unternehmen, das sich für seine angeblich moderne Managementphilosophie feiern lasse, "Angestellte aber zugleich an ihre Grenzen bringt". Die Rede sei von einer "toxischen Firmenkultur" und einem "Klima der Angst". Eine interne "Entsendungs- und Mobilitätsmanagementverordnung" habe geregelt, wie Huawei über Teile des Privatlebens der Mitarbeiter bestimme.

In Gerichtsverfahren rund um den Konzern, der im Rahmen der Debatte über die Sicherheit von 5G-Netzen umstritten ist, sei bereits mehrfach über Diskriminierung und Entlassungen verhandelt worden, zu denen es nach geltendem Recht nie hätte kommen dürfen. Jeder deutschen Führungskraft schaue ein Aufpasser aus dem Reich der Mitte über die Schulter. Chinesische Angestellte seien "total isoliert", moniert Ulrike Saaber von der IG Metall. Ein Konzernsprecher verwies dagegen auf "bewährte Doppelspitzen-Strukturen". Diskriminierungsvorwürfe wies er zurück. Huawei respektiere das Betriebsverfassungsgesetz und habe nichts getan, um die Bildung eines Betriebsrats zu verhindern. Allerdings gibt es bis heute noch keinen.

(anw)