Kohleausstieg noch in diesem Jahr

Allerdings nicht in Deutschland, wo der neue CDU-Chef Armin Laschet gerade am Tagebau Garzweiler 2 ein weiteres Dorf abreißen lässt

Portugal schaltet vorzeitig seine letzten Kohlekraftwerke ab. Das berichtet die Plattform Euractive. Demnach ging das 1,3-Gigawatt-Kraftwerk Sines am 14. Januar vom Netz, rund neun Jahre früher als ursprünglich geplant. Das letzte jetzt noch verbleibende Kraftwerk werde im kommenden November das Feuer aus dem Kessel nehmen.

An konventionellen Kraftwerken verbleiben dem Land danach noch eine ganze Flotte von Gas-, Wasser- und Pumpspeicherkraftwerken, die aufgrund ihrer Flexibilität und der Speicherkapazitäten bestens zum weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie passen.

Atomkraftwerke gibt es keine, nicht einmal mehr einen Forschungsreaktor. Die Liebesaffäre mit der Atomkraft war in dem südwesteuropäischen Land von kurzer Dauer und eher platonischer Natur. Pläne, an der Küste nördlich von Lissabon ein AKW zu bauen, waren bereits Ende der 1970er Jahre am Widerstand der Bevölkerung und vermutlich auch an mangelnder wirtschaftlicher Attraktivität gescheitert.

Nach den Statistiken der Internationalen Energie Agentur in Paris hatte Kohle im vergangenen Jahr bis einschließlich Oktober nur noch 5,1 Prozent zur Stromproduktion in dem Land am westlichen Rand Europas beigetragen. Erdgas hingegen 35,2 Prozent, Windkraft 25,8 Prozent und Wasserkraft 21 Prozent. Solarenergie spielte mit einem Beitrag von lediglich drei Prozent in den ersten zehn Monaten 2020 nur eine kleine Rolle.

Portugal wird nach Zählung der Kampagnen-Organisation Europe Beyond Coal mit dem Aus für das letzte Kohlekraftwerk im November nach Belgien, Österreich und Schweden das vierte EU-Land sein, das sich aus der Technologie des 19. Jahrhunderts verabschiedet.

Eine ganze Reihe weitere Länder hat bereits den Ausstieg angekündigt. Frankreich wird zum Beispiel schon im nächsten Jahr folgen. Allerdings darf man gespannt sein, wie man dort die von der starken AKW-Abhängigkeit verursachten notorischen Versorgungsprobleme in den Griff bekommen will.

Eigentlich müssten beim westlichen Nachbarn schleunigst neben viel Windkraft- und Solaranlagen auch ein paar Gas- und Pumpspeicherkraftwerke gebaut werden.

In Portugal kamen 2018 nach den Daten der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen - mehr oder weniger das EU-Gegenstück zum Umweltbundesamt - auf einen Einwohner sieben Tonnen an Treibhausgasemissionen.

In Deutschland, das der weltgrößte Verbraucher der besonders klimaschädlichen Braunkohle ist, dafür noch immer Dörfer zerstört und sich bis 2038 mit dem Kohleausstieg Zeit lassen will, waren es hingegen 10,6 Tonnen.