Volkswagen-Strategie: Elektroauto Trinity kommt 2026

Mit einem in Wolfsburg gebauten Volumenmodell plant Volkswagen den nächsten Schritt in einem sich stark verändernden Umfeld.

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Volkswagen will bis 2030 rund 70 batterieelektrische Modelle auf den Markt bringen. Der aktuelle Modulare Elektrobaukasten sei dabei das Rückgrat, wie VW betont.

(Bild: Volkswagen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz
  • mit Material der dpa

Volkswagen kämpft noch immer mit den Nachwehen der parallelen Einführung von zwei Plattformen. Der Riese hat sich ein straffes Entwicklungstempo auferlegt, was selbst mit den enormen Ressourcen dieses Konzerns eine Herausforderung ist. Der Druck dürfte kaum nachlassen, denn einerseits muss Volkswagen die aktuellen modularen Baukästen für Elektroantriebe (MEB) und Infotainment (MIB) unbedingt zu einem Erfolg machen. Zu viel Geld ist geflossen, als dass sich der Konzern hier einen Flop erlauben könnte, ohne in schwere Not zu geraten.

Auf der anderen Seite kann sich Volkswagen nicht nur um die Bestandspflege kümmern, sondern muss sich dem gewaltigen Strukturwandel stellen, der die ganze Branche erfasst hat. Das ist natürlich längst in Arbeit. Ab 2026 soll in Wolfsburg ein Volumenmodell vom Band laufen. Es wird "Trinity" (Dreifaltigkeit) heißen – eine Anspielung auf drei zentrale Trends, auf die der Konzern dabei setzen will: eine zusätzliche eigene Elektro-Plattform, noch mehr Vernetzung im Auto sowie "vollvernetzte Produktionsprozesse" in der Fabrik.

Der Aufsichtsrat des größten Autoherstellers hatte Ende 2020 auch auf Druck aus dem Betriebsrat beschlossen, dass die Planungen für das "Elektro-Flaggschiff" von VW bereits früher anlaufen sollen als zunächst vorgesehen. Der Konzern will dabei – ähnlich wie bei den Marken Audi, Porsche und Bentley mit ihrem Modell für die Oberklasse in Hannover – Expertise aus mehreren Bereichen zusammenziehen. Das Projekt ist auch für die Heimatstandorte von Volkswagen in Niedersachsen und die internen Zulieferwerke bedeutend.

Der "Trinity", für den bisher der Arbeitstitel "Aeroliner" kursierte, soll auf einem Baukasten-System entstehen, das noch über die aktuelle Variante hinausgeht. Auf der ergänzenden Plattform werden dann auch Ausführungen für andere Konzernmarken gebaut. Durch diese Skalierung verteilt Volkswagen die Entwicklungskosten auf viele Modelle. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte der dpa kürzlich gesagt, er rechne mit einer "deutlich sechsstelligen Stückzahl pro Jahr" für den Wagen. Das Unternehmen wollte sich zu möglichen konkreten Produktionsvolumina noch nicht äußern.

Der MIB hatte bekanntermaßen einen sehr schweren Start. Schaut man sich die aktuellen Fortschritte bei Android Automotiv an, wird deutlich, wie ambitioniert der Plan von Volkswagen ist, mit einer eigenen Software auf dem Markt zu bestehen und diese perspektivisch sogar noch Konkurrenten anbieten zu wollen. Dennoch setzt man auch im Trinity auf eine eigene Software deren Entwicklung in der IT-Sparte der Gruppe vorangetrieben wird. Mit car2x treibt der Konzern ein mächtiges Vorhaben voran, das auch beim Thema autonomes Fahren eine Rolle spielt.

Volkswagen will bis zum Jahr 2030 rund 70 batterieelektrische Modelle neu auf den Markt bringen. Dafür sind rund 35 Milliarden Euro eingeplant. In vier Jahren sollen weltweit jährlich mehr als eine Million E-Autos die acht geplanten Produktionsstätten in den USA, China und Europa verlassen. Das verdeutlicht, dass der Marktführer, anders als mitunter in der Vergangenheit, bei dieser Entwicklung ganz vorn dabei sein will. Angesichts dessen, was an Veränderung im Bereich Mobilität global ansteht, wäre alles andere auch wirtschaftlicher Selbstmord.

(mfz)