Grafikkarten gefährden Intel-Mainboards

Fehlerhafte AGP-Grafikkarten können Mainboards mit den Intel-Chipsätzen i850 und i845 für den Intel Pentium 4 zerstören.

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Fehlerhafte AGP-Grafikkarten können Mainboards mit den Intel-Chipsätzen i850 und i845 für den Intel Pentium 4 beschädigen, wie einige Mainboard-Hersteller bestätigen. Diese beiden Chipsätze unterstützen nur AGP-Grafikkarten mit einem Signalpegel von 1,5 Volt, während alle anderen Chipsätze zusätzlich 3,3 Volt vertragen. Einige nur für 3,3 Volt geeignete Grafikkarten lassen sich fälschlicherweise in i845/i850-Mainboards einsetzen und zerstören diese beim Einschalten. Zu den betroffenen Grafikkarten zählen viele Modelle mit dem SiS305-Grafikchip.

Die AGP-Norm sieht eine Codierung der AGP-Slots und der Grafikkarten-Stecker vor, die nur passende Kombinationen von Grafikkarten und Mainboards zulässt: So sitzt im AGP-Slot der i845/i850-Mainboards eine Nase, die das Einsetzen von Karten ohne passende "1,5-Volt-Kerbe" verhindert. Zu den Karten ohne Kerbe gehören Produkte wie die Voodoo-Karten von 3dfx, die Matrox G200, die ATI Rage Fury und viele Karten mit dem TNT-Chip von Nvidia oder dem Savage 4 von S3. Sie lassen sich in die AGP-Slots mit 1,5-Volt-Nase nicht einsetzen.

Einige Grafikkarten besitzen diese Kerbe, ohne jedoch den Signalpegel von 1,5 Volt zu unterstützen. Sie sind damit fehlerhaft codiert und entsprechen nicht der AGP-2.0-Spezifikation. Mainboard-Hersteller wie Asus warnen inzwischen vor solchen Karten, auch DFI und Epox bestätigten gegenüber heise online, dass derartige Grafikkarten im Umlauf seien.

Während alle modernen AGP-Karten keine Probleme mit dem niedrigen Signalpegel haben sollten, scheinen einige Karten mit Grafikchips der ersten AGP-4X-fähigen Generation betroffen zu sein. Die Standards AGP-1X und -2X sahen beide Signalpegel vor, erst AGP-4X funktioniert ausschließlich mit 1,5 Volt. Wer Zugriff auf ein Mainboard mit einem anderen AGP-4X-fähigen Chipsatz mit 3,3-Volt-Unterstützung hat (Intel i815, VIA KT133, KT266, Apollo Pro 133A (694X), 266), kann das für einen Test zweifelhafter Karten ausnutzen, da der AGP-4X-Modus bei diesen Karten nicht funktioniert. Schon das BIOS-Setup einiger Boards wie das des Epox 8KTA3 erlaubt nur AGP-1X und -2X. Spätestens nach dem Windows-Boot sollten Programme wie WCPUID oder PowerStrip den aktuellen AGP-Modus anzeigen.

Mit einem Multimeter oder Durchgangsprüfer sollte die Identifikation der Karten gelingen, ohne sie in Betrieb zu nehmen: Der Pin TYPEDET# (Pin A2) muss bei 1,5-Volt-fähigen Karten mit Masse verbunden sein, bei 3,3-Volt-Karten bleibt er offen. Masse findet man am Slotblech oder am Pin A5 — nicht allen Karten verbinden das Slotblech mit Masse. Zum Testen baut man die Grafikkarte aus und legt sie mit der bestückten Seite nach unten. Die Anschlüsse sind nun von rechts nach links mit A1 beginnend durchnummeriert, A1 ist also der dem Slotblech naheste Pin der Steckerleiste. Wenn nun A2 mit Masse verbunden ist, beherrscht die Karte den 1,5-Volt-Pegel, sie darf dann die Kerbe haben. Wenn zwischen den Anschlüssen A2 und A5 jedoch keine Verbindung besteht, beherrscht die Karte nur 3,3 Volt und dürfte die nun links liegende Einkerbung nicht haben. Diese Karten sollte man nicht in Mainboards mit dem i845/i850-Chip betreiben.

Ein kurzer Test mit einigen Karten aus dem c't-Archiv hat gezeigt, dass neben einem Exemplar mit dem SiS305-Grafikchip mindestens zwei weitere Karten diesen Fehler zeigen: Diamond Viper V770, Revision A mit dem Nvidia TNT2 und Leadtek WinFast 3D S320 II, Revision A, ebenfalls mit dem Nvidia TNT2. Beide Karten besitzen die 1,5-Volt-Kerbe, ohne dass der Pin A2 mit Masse verbunden ist.

Nicht alle Grafikkarten mit Nvidias TNT2-Chip haben Probleme mit 1,5 Volt: Die Asus V3800, Revision 1.04, unterstützt beide Signalpegel fehlerfrei. Auch der Pentium 4 ist nicht generell betroffen: VIAs P4X266-Chipsatz unterstützt beide Signalpegel, sodass alle AGP-Karten dort laufen. Allerdings wird wohl auch Nvidias zukünftiger Chipsatz nForce für AMD-Prozessoren mit den fehlerhaften Grafikkarten zu kämpfen haben, da er wohl ebenfalls nur 1,5-Volt-Grafikkarten unterstützt. (jow)