Linux und Open Source: Die Reformation zum Anfassen

Die Entwicklung von Linux und Open Source befindet sich an einem kritischen Scheidepunkt.

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Von
  • Florian Rötzer

Von der Digitaluhr zum Supercomputer, vom PDA zum Anwender-Desktop: Linux läuft überall. Spätestens seit IBM, Sun, Intel, Oracle, HP, Compaq und andere Industriegrößen das freie Betriebssystem mit Milliarden unterstützen, wird es als ernsthafte Alternative zu kommerziellen Unix-Derivaten und zunehmend auch zu Microsofts Windows wahrgenommen.

Die sechsteilige Artikelserie "GNU/Linux und Open Source: Die Reformation zum Anfassen", die Erik Möller für Telepolis verfasst hat, beschreibt die Geschichte des Systems, seine Vor- und Nachteile und seine Anhänger. Sie analysiert die Bedrohung der Open-Source-Idee durch Kopierschutz und Software-Patente. Sie durchleuchtet das Microsoft-Monopol und die neuen Pläne des Redmonder Konzerns für die Zukunft des Internet, thematisiert aber auch extremistische Strömungen in der Linux-Community. Abschließend versucht die Artikelreihe abzuschätzen, wie realistisch der Torvaldsche Traum der Linux-Weltherrschaft wirklich sein kann. Denn Linux und freie Software stehen an einem kritischen Scheidepunkt.

Die Qualität vieler wichtiger Programme wird weiter zunehmen, doch Zersplitterung und rechtliche Schritte zum Beispiel aufgrund von Patenten bedrohen den weiteren Fortschritt. Die Protagonisten der Free-Software-Bewegung stehen teilweise wie gelähmt vor dem Erfolg ihres Tuns, noch immer ein wenig ungläubig und unschlüssig über die nächsten Schritte.

Fast jede Weltsicht ist bei den diversen Evangelisten zu finden, und damit erinnert die Bewegung tatsächlich ein wenig an die Lutherische Reformation. Auch das Magazin Salon verglich Linus Torvalds folglich mit Martin Luther, kein Superheld, wie man ihn nur in Comic-Heften findet, sondern ein wichtiger Mann mit vielen Fehlern. Anders als Luther ist Torvalds politisch zögerlich und wirkt (wenn man nicht seine deftigen Kommentare in technischen Foren liest) fast ein wenig schüchtern, doch auch er unterstützt bestehende Machtstrukturen, wenn er zum Beispiel der Musikindustrie in der Napster-Frage Recht gibt. Manche Evangelisten wie Eric Raymond sind regelrecht reaktionär, andere wie Richard Stallman so dogmatisch, dass sie fast nur noch auf taube Ohren stoßen.

Es ist also eine Reformation, die zu beobachten ist, keine Revolution, eine Bewegung, die mittelfristig eine Verbesserung der Situation verspricht, aber die keinesfalls unnötig glorifiziert werden sollte, damit nicht ihre Fehler zu den Problemen werden, die die nächste oder übernächste Generation lösen muss.

Die Reformation zum Anfassen in Telepolis: (fr)

  1. Die Befreiung von Unix
  2. Streit der Kulturen
  3. Propaganda und Ideologien
  4. Ausgebootet und eingerichtet
  5. Konkurrenz der Systeme
  6. Wessen Morgen ist der Morgen?