US-Musikindustrie: Raubkopien sorgen für rückläufige Zahlen

CD-Brenner und kostenlose Raubkopien im Internet haben der US-Musikindustrie nach eigener Ansicht ein Umsatzminus von 4,1 Prozent beschert.

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Von
  • Matthias Holtz
  • Natalia Pander

CD-Brenner und kostenlose Raubkopien im Internet haben der US-Musikindustrie im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 4,1 Prozent beschert. Zu dieser Erkenntnis kommt die Recording Industry Association of America (RIAA) auf Basis eigener Untersuchungen. In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Peter Hart Research Associates hat die RIAA 2.225 Musikliebhaber im Alter zwischen 12 und 54 nach ihrem Kaufverhalten befragt; heraus kam dabei, dass 23 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr nicht mehr CDs gekauft haben, da sie die meisten Songs entweder kopiert oder aus dem Internet bezogen hätten. Hinzu komme, dass rund die Hälfte von ihnen weitere Kopien der illegal bezogenen Songs anfertigten. Zwei Jahre zuvor waren es nur 13 Prozent.

Der Umsatz der Musikindustrie betrug in 2001 noch 13,7 Milliarden US-Dollar; im Vorjahr waren es 14,3 Milliarden US-Dollar. Die Absatzzahlen fielen dabei um 10,3 Prozent, und zwar von 1.08 Milliarden auf 968,6 Millionen Tonträger. Nach Angaben der RIAA handelt es sich dabei um das schlechteste Ergebnis seit mindestens einem Jahrzehnt. Auch wenn Hilary Rosen, Präsidentin und CEO der RIAA, einräumte, dass die schwache Konjunktur und die Terror-Attacken vom 11. September einen negativen Einfluss auf den Umsatz gehabt hätten, liegt ihrer Meinung nach die Hauptschuld an der rasanten Verbreitung von CD-Brennern, die zum Raubkopieren verwendet würden. Während 1999 nur etwa 14 Prozent der Befragten einen CD-Brenner besaßen, waren es im letzten Jahr schon rund 40 Prozent. Rund vier Milliarden US-Dollar verlieren die Musiklabels nach Aussage der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) jedes Jahr.

Waren diese Zahlen für die RIAA schon in der Vergangenheit alarmierend genug, scheint es nach Auffassung der Musikindustrie nun ans Eingemachte zu gehen. "Auch wenn das Problem der physikalischen Musikpiraterie nicht neu ist, expandierten unsere Märkte bislang. Da nun aber auch das Kaufverhalten der Kunden bedroht ist, sind die Auswirkungen der Piraterie umso größer", meinte Rosen.

Betrachtet man die Absatzzahlen nach Tonträgern getrennt, scheinen diese auf den ersten Blick der RIAA Recht zu geben. Die CD ist mit 91 Prozent Marktanteil zwar nach wie vor erste Wahl, absolut gesehen fielen die Verkäufe allerdings um 6,3 Prozent. Der große Verlierer ist jedoch die Musikkassette, deren Anteil in den letzten zwei Jahren um jeweils rund 40 Prozent zurückging. Das DVD-Musikvideo erfreut sich allerdings mit 7,9 Millionen ausgelieferten Exemplaren wachsender Beliebtheit. Dies entspricht einem Plus von 138 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000. Erfasst wurden zudem lediglich ausgelieferte Tonträger, nicht jedoch bezahlte Downloads, wie sie auch die Musikindustrie in zunehmendem Maß selbst anbietet. (Matthias Holtz, Natalia Pander) / (jk)