Öffentliche Münzkopierer für CDs in Australien

In Adelaides Läden erfreuen sich neue CD-Kopierstationen wachsender Beliebtheit unter den Kunden und ernten dafür Argwohn.

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Von
  • Clemens Gleich

Die Musikindustrie ist "not amused": Die simple Tatsache, dass man Datenträger wie die CD verlustfrei kopieren kann, treibt sie ja schon fast zum Wahnsinn; die Australier rauben der Branche aber nun anscheinend endgültig den letzten Nerv. In Läden und Copy Shops im australischen Adelaide stehen seit neuestem Münzautomaten, die CDs kopieren. Und damit es auch möglichst oft klappt, machen die Maschinen direkte 1:1-Kopien und hebeln damit viele Kopierhürden einfach aus.

Ein Polizeireporter deckte diesen Missstand für die Online-Ausgabe des Advertiser auf, einem Blatt von Rupert Murdochs News Corporation. Die Copy Cat CD Duplicators machen das Kopieren von CDs "so einfach, wie einen Laib Brot kaufen", obwohl doch jeder weiß, dass "Künstlern und Programmierern dadurch jährlich Millionen an Dollars durch die Lappen gehen". Derzeit verlangen die Automaten fünf australische Dollar (circa drei Euro) für den Kopiervorgang und zusätzlich zwei Dollar (etwa 1,20 Euro) für den Rohling. Der Hersteller verspricht Brennzeiten von unter zehn Minuten.

Trotz der steigenden Verbreitung von privaten Brennern erfreuen sich die Kopierautomaten in Adelaide anscheinend großer Beliebtheit -- vor allem bei der Jugend. Gesetzlich sind sie mit normalen öffentlichen Münzkopierern gleichgestellt. Das bedeutet, dass die Besitzer der Geräte nicht für eventuelle Kopierverbrechen ihrer Kunden verantwortlich sind. Der Inhaber der Ladenkette Adelaide Convenience meinte dazu nur: "Wenn jemand fragt, dann sagen wir ihm, dass es illegal ist, Urheberrechte zu verletzen. Außerdem haben wir Warnschilder an den Maschinen. Aber was die Kunden letztendlich kopieren, liegt ganz bei ihnen."

Eine australische Folkband fürchtet die Kopierkatze als existenzielle Gefahr für kleine Music-Acts. Die Herstellerfirma sieht das natürlich ganz anders: Das Gerät sei auch nicht anders als Videorecorder, Kassettenrecorder oder Kopierer. Die Beschreibung lobt das Gerät als Kundenmagneten und lockt mit der Aussicht, dass die Warteschlange vor dem Automaten sich derweil im Laden bedient. Am Ende folgt eine kurze Copyright-Warnung. Obwohl CDs und CD-Rs entgegen aller Entsetzensschreie der Industrie auch legal genutzt werden können, dürfte das etwa 3700 Euro teure Gerät in einem Musikgeschäft wohl den größten Erfolg haben. Allerdings könnten in diesem Fall die CD-Verkäufe ein wenig darunter leiden -- denn ob sich die Wartenden in der Schlange vor dem Kopierautomaten inzwischen die Langeweile mit dem Kauf von CDs vertreiben, erscheint doch mehr als fraglich. (cgl)