Entwickler präsentieren ersten holographischen Videorekorder

InPhase Technologies aus Longmont, Colorado, hat das nach eigenen Angaben erste stabile Speichermedium für die holographische Datenspeicherung vorgestellt.

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Von
  • Erich Bonnert

InPhase Technologies aus Longmont, Colorado, hat das nach eigenen Angaben erste stabile Speichermedium für die holographische Datenspeicherung vorgestellt. Dabei wird eine rotierende Scheibe aus einem Polymermaterial von der Größe einer DVD mit einem blauen Laserstrahl beschrieben. Die Disk ist ähnlich wie bei Disketten von einem Plastikgehäuse umgeben und wird in das Laufwerk eingeschoben. Der Rekorder, ein Prototyp, ist etwas größer als ein Videorekorder, soll aber in der endgültigen Form noch schrumpfen. InPhase peilt als erste Produkte nur einmal beschreibbare Datenträger an, die zur Archivierung gedacht sind. Mehrfach beschreibbare Systeme sollen folgen. Die Lebensdauer der Medien gibt die Firma mit 30 Jahren an.

Statt nur die Oberfläche zu beschreiben, wie bei anderen Speicherverfahren, wird bei Hologrammen das gesamte Volumen des Datenträgers genutzt. Das auf den Namen Tapestry getaufte System fasst in der jetzigen Version rund 100 Gigabyte. Schon in gut einem Jahr aber sollen Volumen im Terabyte-Bereich erzielt werden. Die Übertragungsrate des Laufwerks liegt bei 20 Megabyte pro Sekunde.

InPhase visiert mit Tapestry vor allem die Speicherung von umfangreichen Videodaten an. Die Rekorder werden zunächst insbesondere für professionelle Videobearbeitung, sowie für die digitale Filmvorführung und -archivierung interessant sein, glaubt InPhase-Chefentwickler Kevin Curtis. Ende 2003 sollen Laufwerk und Medien auf den Markt kommen. Preisvorstellungen will die Firma noch nicht nennen.

Sowohl das Laufwerk als auch den Datenträger hat InPhase in Zusammenarbeit mit der 3M-Tochter Imation entwickelt. Über sieben Jahre hatten Forscher der Bell Labs, dem Entwicklungszentrum von AT&T, bereits an der Technologie getüftelt, bevor InPhase vor gut einem Jahr ausgegründet wurde. Die Bell-Labs-Nachfolgefirma Lucent ist zusammen mit Imation und einigen Investmentfirmen an InPhase beteiligt. Der Speichermedienhersteller Imation dürfte der erste Lizenznehmer der Tapestry-Technologie werden. Über weitere Kunden will InPhase noch nichts verraten. Es gilt allerdings als sicher, dass sich auch das US-Verteidigungsministerium für das Speicherverfahren interessiert, da es sich ganz besonders für die Kartografie sowie zur Simulation und Auswertung militärischer Szenarien eignen würde.

Das dreidimensionale holographische Speicherprinzip wird bereits seit Jahrzehnten an Instituten in den USA und Japan erforscht. Fast alle entwickelten Systeme blieben jedoch Laborkuriositäten -- unzuverlässig, unpraktikabel und extrem teuer. Neben InPhase sind nach eigenen Angaben auch IBM und Kodak mit eigenen Entwicklungen bereits sehr weit fortgeschritten.

Das Team von Kevin Curtis hat eines der schwierigsten Probleme offenbar zufrieden stellend gelöst: einen Datenträger mit sehr guten optischen Eigenschaften und extrem glatter Oberfläche zu vertretbaren Kosten herzustellen. Das Material muss physikalisch und thermisch über lange Zeiträume stabil, die Oberfläche vollkommen frei von Verformungen sein. Die durchsichtige Polymer-Scheibe von InPhase soll etwa so viel kosten wie ein DVD-Rohling.

Das Laufwerk teilt ein Datenvolumen in Blöcke von 1,3 Megabyte ein. Diese werden durch einen so genannten räumlichen Lichtmodulator (Spatial Light Modulator SLM) als schwarze und weiße Quadrate dargestellt. Ein blauer Laserstrahl wird in zwei Strahlen gespalten. Davon richtet sich einer, der Referenzstrahl direkt auf das Medium. Der zweite, ein Signalstrahl, fällt zunächst auf den Modulator und wird durch das Bitmuster verändert. Dort wo der Signalstrahl auf den Referenzstrahl trifft, entsteht ein Interferenzmuster, das den Zustand des im Medium enthaltenen Polymers verändert -- das so erzeugte Hologramm ist dauerhaft gespeichert. Durch die Rotation der Scheibe wird der nächste Datenblock an einer anderen Stelle holographiert. Zum Auslesen der Daten rotiert ein digitaler Index die Scheibe an die richtige Position. Dort wird der Referenzstrahl reflektiert und das entstehende Lichtmuster kann von Fotozellen gelesen und in Bits umgewandelt werden. (Erich Bonnert) / (wst)