Billig und praktisch: Fahrbericht Dacia Spring Electric

Renaults Billig-Marke Dacia bietet mit seinem City-SUV Spring ein Elektroauto an, dessen Preis mit der deutschen Innovationsprämie fast halbierbar ist.

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Der Dacia Spring kommt dem Ideal eines urbanen elektrischen Minimalautos schon recht nah. Einzig die offenbar nicht zu vermeidende SUV-Attitude verwundert dabei.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
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Mit 3,73 Metern kompakt, aber dank Dachreling, Plastikplanken und großer Bodenfreiheit mit glaubhaftem SUV-Charme ausgestattet, dürfte der neue Dacia Spring den Zeitgeist ganz gut treffen. Seine 33 kW genügen für die Stadt, sollen aber auch Abstecher auf Landstraße oder Autobahn ermöglichen. Das Citymobil lockt mit 20.490 Euro in der Einstiegsversion "Comfort". Mit der Kaufprämie reduziert sich der Basispreis auf 10.920 Euro. Damit löst der Dacia den Seat Mii (Test) als günstigstes Elektroauto ab.

Im urbanen Umfeld ist der Antritt mit 125 Nm flott genug. Zwischen Tempo 100 und der Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h wird es auf der Autobahn bei starkem Seitenwind und Spurrillen trotz des für einen Kleinstwagen eher weiten Radstands von 2423 mm etwas ungemütlich, aber Dacia macht auch keinen Hehl draus, dass es sich beim Spring um ein Cityauto handelt. Dass sich der Fronttriebler mit den 165/70R14-Rädern hochbeinig und staksig fährt, ist daher verschmerzbar. Die Bremswirkung des Motors ist spürbar geringer als gewohnt, mehr Rekuperationsleistung wäre wohl nur mit einem größeren Motor zu erzielen, aber der wäre wohl ein unerwünschter Preistreiber.

Dacia Spring (13 Bilder)

Deutschlands billigstes Elektroauto kommt ab Herbst von Dacia.

Mehr als die 27,4 kWh Batteriekapazität braucht es in der Realität nicht. Wer die üblichen 30 km am Tag fährt, braucht erst nach sieben Tagen wieder nachzuladen, sagt Dacia. Die Batterie ermöglicht eine urbane Reichweite von 305 Kilometern, im gemischten Verkehr reduziert sie sich laut WLTP auf 230 km: Knapp 14 kWh soll das Auto im Zyklus auf 100 km verbrauchen. Die maximale Reichweite gibt es nur im Ecomodus, der dem Dacia im Fahrbetrieb einiges seiner ohnehin überschaubaren Dynamik nimmt.

Laden kann man mit 6,6 kW Wechselstrom oder mit CCS gegen 600 Euro Aufpreis deutlich schneller mit 30 kW. Dacia verspricht 0 bis 80 Prozent in weniger als einer Stunde an der Schnellladesäule. Der Stecker befindet sich wie beim MG ZS (Test) im zentralen Bereich des vermeintlichen Kühlergrills und so lässt es sich bequem an die meisten Ladesäulen heranfahren. Wendemanöver, um den Ladestecker an der einen Seite nutzbar zu machen, braucht der Frontlader nicht.

Das Platzangebot genügt zwei Erwachsenen und zwei Kindern auf der Rückbank. Mit einer Zuladung von kaum mehr als 260 Kilogramm ist nicht viel mehr drin. Trotz des 186 Kilogramm schweren Akkupakets wiegt der Dacia Spring gerade einmal 1045 kg. Der Kofferraum fasst 300 Liter, mit umgeklappter Rücklehne steigt das Fassungsvermögen auf 600 Liter.

Außen ist reichlich Plastik, innen ist das Blech oft unverkleidet – und falls doch, ist das kein ästhetischer Vorteil. Die Kunstledersitze des besser ausgestatteten Comfort-Plus-Modells bieten zu wenig Oberschenkelauflage, keinen Seitenhalt und lassen sich nicht in der Höhe verstellen und beim Lenkrad muss man kurz überlegen, ob einen der speckige Kunstlederbezug mehr stört als das gefühllose Ansprechen der Lenkung.

Das Topmodell hat elektrische Spiegel, Airbags, ESP, elektrische Fensterheber und ein sieben Zoll großes Display, auf dem nicht nur die Navigation bedient werden kann, sondern auch die Rückfahrkamera ihr Bild einspiegelt. Android Auto und Apple Carplay sind dabei. Ein Drehschalter lässt die Wahl zwischen den Fahrstufen D, R und N, die Parkposition fehlt aber und so hilft gegen Wegrollen nur die gute, alte Seilzug-Handbremse.

Der Dacia Spring ist billig und praktisch, aber kein Blender. Das solide wirkende Elektroauto soll ab Herbst 2021 für 21.790 Euro in der Version "Comfort Plus" erhältlich sein und ist ab dem 20. März über das Dacia Spring Exklusivprogramm vorbestellbar. Die günstigere Basisversion soll "später" angeboten werden.

Liefer- und Pflegedienste, Carsharingservices oder Kurierfahrer dürften das Angebot nutzen, aber auch Menschen, die im städtischen Umfeld ohne Tram oder Bus einfach nur von A nach B wollen. Wer höhere Ansprüche an ein Elektroauto hat, kann an Modelle wie den Renault Twingo (Test) oder eine Renault Zoe (Test) denken.

(fpi)