Kampf um Bezahlschnittstelle: Apple-Chef warnt vor App-Store-"Flohmarkt"

Wenn Apps eigene Zahlungsmittel akzeptieren, würden Nutzer das Vertrauen verlieren, so Tim Cook. An der In-App-Bezahlschnittstelle hängt auch Apples Provision.

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(Bild: IB Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple-Chef Tim Cook hat sich klar gegen eine direkte Bezahlmöglichkeit in iPhone-Apps ausgesprochen, die von mehreren App-Anbietern eingefordert wird. Wenn Entwickler:innen ihre eigenen Zahlungsmöglichkeiten anbieten könnten, würde das den App Store in einen "Flohmarkt" verwandeln, warnte Cook in einem Interview – "und Sie wissen ja, welches Vertrauensniveau Sie auf einem Flohmarkt haben".

Durch eine solche Öffnung der Bezahlschnittstelle würde "niemand gewinnen", argumentierte Cook gegenüber der kanadischen Zeitung Toronto Star. Auf einem solchen Markt würden sich nämlich weniger Leute tummeln und damit gebe es auch weniger Innovation für Nutzer:innen. Für Apps bliebe nur noch ein kleinerer Käuferkreis, das sei schlecht für Entwickler:innen.

Unerwähnt ließ Cook, dass auch für Apple Umsätze verloren gingen, denn an die vorgeschriebene Verwendung von Apples Bezahlschnittstelle ist die automatisch einbehaltene Provision des Konzerns geknüpft – im Rechtsstreit mit Epic Games argumentierte der iPhone–Konzern, man habe einen Besitzanspruch auf In-App-Umsätze von iOS-Nutzern.

Digitale Inhalte müssen in iOS-Apps über Apples Bezahlschnittstelle (In app purchase - IAP) zum Kauf angeboten werden, andere Bezahlsysteme sind nicht erlaubt. Apple kann dadurch bis zu 30 Prozent Provision von jedem Kauf einbehalten.

Gegen die Vorgabe und die Höhe der Provision laufen inzwischen mehrere Unternehmen Sturm, darunter Epic Games: Das Spiel Fortnite wurde nach der heimlichen Integration einer direkten Zahlungsmöglichkeiten – ein bewusster Regelbruch – im vergangenen Jahr aus dem App Store geworfen und lässt sich auf iPhone und iPad seitdem nicht mehr in aktueller Fassung spielen. Die Anbieter bemängeln auch, dass die Regel nur für den Verkauf digitaler Inhalte gilt, nicht aber für den Verkauf physischer Waren in Apps – diese lassen sich über beliebige Bezahlschnittstellen zum Kauf anbieten, Provision an Apple muss dafür nicht gezahlt werden.

Auch für Videodienste hat Apple unter bestimmten Bedingungen Ausnahmeregeln definiert, die etwa Amazon erlauben, digitale Videokäufe auch über die eigene Bezahlschnittstelle abzurechnen.

In dem Interview pochte Cook erneut darauf, Apple sei in keinem Markt dominant und es gebe einen "Straßenkampf" um Entwickler und Marktanteile im Smartphone-Markt. Die große Gerichtsauseinandersetzung mit Epic Games beginnt im Mai, parallel prüfen bereits mehrere Regulierungsbehörden Apples App-Store-Regeln.

(lbe)