Microsoft soll die Bundescloud erweitern helfen

Die Bundesregierung spricht mit Microsoft über Möglichkeiten, mit Hilfe von Technik des Unternehmens die interne Cloud des Bundes zu erweitern.

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(Bild: heise online)

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Auf Beschluss des IT-Rates wurde das Bundesministerium der Finanzen beauftragt, mit Microsoft ergebnisoffen zur Durchführung eines Proof of Concept (PoC) zu verhandeln. Es solle erkundet werden, wie weit Microsoft-Technik eingesetzt werden kann, um die Bundescloud zu erweitern. Dabei solle die digitale Souveränität des Bundes gewährleistet sein. Das erläutert das Informationstechnikzentrum des Bundes (ITZBund) gegenüber heise online.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Manuel Höferlin, Vorsitzender des Bundestagsauschusses Digitale Agenda, hatte in dieser Hinsicht bei der Bundesregierung angefragt und war mit der Antwort nicht zufrieden. Höferlin sprach daraufhin im Handelsblatt davon, der Auftrag an Microsoft bestätige einmal mehr die Unfähigkeit der Bundesregierung, IT-Projekte selbstständig managen und umsetzen zu können. Auch warnte er vor Risiken in Sachen Datenschutz.

Erste Pläne für eine Bundescloud wurden vor etwa zehn Jahren bekannt. Der seinerzeitige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte ein System ersonnen, das strengen Sicherheitsvorschriften unterliegen und sich damit auch zum Speichern vertraulicher Dokumente eignen soll. So sollten Cloud-Dienste für Regierung, Behörden und Unternehmen attraktiver werden.

Das Projekt wurde seit 2016 vom ITZBund entwickelt, Kunden sind unter anderem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das Bundesamt für Finanzen oder das Bundesverwaltungsamt. 2018 wurde entschieden, dass die Bundescloud mit dem Open-Source-Anbieter Nextcloud betrieben werden soll.

Künftig werde Cloud Computing in der (Bundes)Verwaltung wohl in einer Multi- und Hybridcloudstrategie realisiert, erläutert das ITZBund gegenüber heise online. Dabei sollen datenschutzrechtliche Belange und Aspekte der IT-Sicherheit beachtet werden. Dafür stehe das ITZBund auch mit weiteren Anbietern in Kontakt.

"Das Konzept der Hybridcloud impliziert die Integration mehrerer technischer Plattformen/ Cloudstacks. Das ITZBund setzt dabei auf eine Zwei-Wege-Strategie, einerseits eine Lösung mit Microsoft, andererseits eine Alternative, weitgehend auf der Basis von Open Source", teilte das ITZBund mit. So werde nicht nur den Belangen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit Rechnung getragen, "sondern Digitale Souveränität im Sinne einer echten Wahlmöglichkeit gefördert und die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern reduziert".

Der Auftrag, mit Microsoft zu verhandeln, ist nicht im Sinne der Interessenvertretung Open Source Business Alliance. Sie formulierte voriges Jahr in einem Positionspapier, "nur wenn bereits bei der Beschaffung von IT-Lösungen auch das Software-Entwicklungs- und Lizenzmodell betrachtet wird, lassen sich die Vorteile und Herausforderungen von Open Source Software erkennen und bewerten". Ebenso helfe es, die Geschäftsmodelle und Unternehmenskulturen hinter Open-Source-Projekten zu verstehen, wo große Unterschiede zu den Herstellern von proprietären Produkten zu finden seien.

Die Bundesverwaltung nutzt derzeit diverse Cloud-Dienste außerhalb der Bundescloud, auch von Microsoft. Der Bedarf nach einem solchen Dienst solle möglichst zuerst durch bundeseigene Dienstleister gedeckt werden. Wenn dies nicht möglich oder nicht wirtschaftlich ist, kann ein externer Cloud-Dienst beansprucht werden, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung aus dem Jahr 2019 (PDF).

Manche Cloud-Dienste könnten nicht aus der Bundescloud bezogen werden, da diese Dienste dort nicht zur Verfügung stünden. Dies liege insbesondere daran, dass die Bundescloud für die Bearbeitung von Verschlusssachen bis zum Geheimhaltungsgrad "VS – Nur für den Dienstgebrauch" ausgelegt sei. Daher sei die Bundescloud nur aus den Netzen des Bundes erreichbar und nicht an das Internet angeschlossen.

(anw)