Nach Übernahmeangebot von CVC: Toshiba-Chef wirft das Handtuch

Toshiba-Chef Nobuaki Kurumatani war im Konzern und von Investoren wenig geschätzt – nicht nur, weil er als ehemaliger CVC-Mann die Übernahme befürwortete.

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Toshiba
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Nobuaki Kurumatani ist mit sofortiger Wirkung als Toshiba-CEO und Vorstandschef zurückgetreten. Die überraschende Nachricht kommt rund eine Woche, nachdem Toshiba ein Übernahmeangebot von dem europäischen Finanzinvestor CVC erhalten hat.

Über Details zu den Gründen für den überraschenden Rückzug Kurumatanis ist in der Toshiba-Mitteilung von Donnerstag nichts zu finden. Lapidar heißt es dort als Grund für den Wechsel an der Konzernspitze: "Der Vorstand hat Herr Kurumatanis Kündigung akzeptiert." Die Position soll künftig Satoshi Tsunakawa ausfüllen, der mit sofortiger Wirkung die Ämter von Kurumatani übernimmt – möglicherweise aber nur übergangsweise.

Offenbar steht die Kündigung Kurumatanis im Zusammenhang mit dem Übernahmeangebot von CVC. Der Finanzinvestor hatte Ende der ersten Aprilwoche etwa 21 Milliarden US-Dollar, rund 17,7 Milliarden Euro, für den japanischen Konzern geboten und gleichzeitig angekündigt, Toshiba dann von der Börse nehmen zu wollen. Kurumatani war vormals bei CVC tätig gewesen. Aktionäre werfen ihm deshalb Interessenkonflikte vor, auch weil sie das Angebot von CVC als zu niedrig ansehen. Auch der Vorstand soll das Angebot von CVC als zu niedrig eingestuft haben.

Kurumatani war erst 2020 erneut als Vorstandschef bestätigt worden, mit einer knappen Mehrheit von 57 Prozent. Der Hauptaktionär Effissimo Capital Management, der 9,9 Prozent der Anteile an Toshiba hält, soll versucht haben, seine Wiederwahl zu verhindern, heißt es im Wirtschaftsblatt Nikkei Asia. Effissimo Capital war jedoch mit dem Versuch gescheitert. Eine unabhängige Untersuchung soll prüfen, ob bei der Neuwahl alles mit rechten Dingen zugegangen ist, denn es habe Ungereimtheiten gegeben, die darauf hindeuten, dass vom Management Druck auf Aktionäre ausgeübt worden war und nicht alle Stimmen gezählt wurden.

Der fehlende Rückhalt in großen Teilen der Führungsriege und Mitarbeiter von Toshiba und der steigende Druck durch die Investoren dürften nun zu dem Rücktritt geführt haben, heißt es bei Nikkei Asia. Kurumatani selbst äußerte sich zunächst nicht.

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Der neue Toshiba-CEO Satoshi Tsunukawa soll nun zerschlagenes Porzellan wieder kitten. Tsunakawa ist bereits seit 1979 bei Toshiba in unterschiedlichen Positionen tätig, darunter auch als Vorstandsvorsitzender und CEO. Ob Tsunakawa nach der umfangreichen Sanierung nach dem Bilanzskandal 2015 und dem misslungenen Einstieg in das US-Atomkraftwerkgeschäft den noch immer stark gebeutelten Konzern wieder auf Kurs bringen kann, ist unklar. Offensichtlich setzt er zunächst auf Kommunikation, die hält er von "entscheidender Bedeutung", wie Nikkei Asia ihn zitiert.

(olb)