Atomkraft: Rosatom soll tschechischen Reaktor Dukovany II nicht bauen

Nachdem die tschechische Atomaufsicht grünes Licht für die Erneuerung der Reaktoren in Dukovany gegeben hat, geht der Weg dorthin nun weiter – ohne Russen.

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Noch ist nicht heraus, mit wem sich Betreiber CEZ und Regierung für die geplanten Reaktoren in Dukovyna einlassen. Rosatom ist aber schon mal raus (Symbolbild).

(Bild: cez.cz)

Update
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Die tschechische Regierung hat den russischen Konzern Rosatom von der Ausschreibung für den geplanten Atomreaktor Dukovany II ausgeschlossen. Sie hat am Montag einen entsprechenden Entschließungsentwurf des Ministers für Industrie, und Handel und Verkehr Karel Havlíček angenommen.

Das bisherige Atomkraftwerk Dukovany besteht aus vier Reaktoren der sowjetischen Bauart WWER 440/W-213 mit je 500 MW Leistung. Sie gingen zwischen 1985 und 1987 ans Netz, haben die ursprünglich geplante Laufzeit erreicht und sollen nun durch neue ersetzt werden. Die tschechische Atomaufsicht hatte im März zwei neue Reaktoren genehmigt.

Für die nun anstehende Sicherheitsbewertung, die der eigentlichen Ausschreibung vorausgeht, würden der französische Konzern EDF, das südkoreanische Unternehmen KHNP und Westinghouse aus Nordamerika herangezogen, schreibt Havlíček auf seinem Twitter-Account. Warum Rosatom ausgeschlossen wurde, geht auch nicht aus der Mitteilung der tschechischen Regierung hervor.

Als Baubeginn für die neuen Reaktoren wurde bisher 2029 veranschlagt, in Betrieb gehen sollen die Druckwasserreaktoren der dritten Generation sieben Jahre später. Sie sollen nach Angaben der tschechischen Regierung die Energieautarkie des Landes sicherstellen und eine "stabile und erschwingliche Stromquelle" gewährleisten.

Der Standort Dukovany ist für Österreich und Deutschland von Interesse, denn bis Wien sind es etwa 100 km, bis Passau 200 km. Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 weist darauf hin, dass das AKW Dukovany wie der Reaktor von Tschernobyl kein Containment aufweist und störanfällig sei. Auch hätten die Reaktoren keine zweite Kühlquelle, die beim Ausfall der Kühlung aus dem kleinen Fluss Jihlava ausreichende Mengen an benötigtem Kühlwasser liefern könnte.

Update 20.4.21, 9.44 Uhr: Rosatom sieht laut Mitteilung in der Entscheidung der tschechischen Regierung eine "marktfeindliche, politisch motivierte Entscheidung, die die Entwicklung einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern nicht fördert".

Das russische Angebot habe vorgesehen, dass Hunderte tschechischer und europäischer Unternehmen an dem Projekt Dukovany beteiligt worden wäre. Indem sie Rosatom von der Ausschreibung ausschließe, dränge die tschechische Regierung ihre eigene nationale Industrie an die Seite.

Update 20.4.21, 11.34 Uhr: Hintergrund sei das aktuelle diplomatische Zerwürfnis zwischen Prag und Moskau, schreibt dpa. Tschechien hatte Russland für Explosionen in einem Munitionslager mit zwei Todesopfern im Jahr 2014 verantwortlich gemacht und 18 russische Botschaftsmitarbeiter ausgewiesen. Moskau verwies im Gegenzug 20 tschechische Botschaftsangehörige des Landes.

Eine Antwort der tschechischen Regierung auf eine Anfrage von heise online steht noch aus.

(anw)