Smartphone-Markt: Huaweis Problem ist Oppos Chance​

Auf dem Smartphone-Markt herrscht 2021 wieder mehr Action: 5G soll die Nachfrage wieder ankurbeln – und Huawei lässt eine Lücke, die andere füllen wollen.

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Es kommt wieder Bewegung in den Smartphone-Markt. Die chinesischen Hersteller auf den hinteren Plätzen schicken sich an, das Erbe von Huawei zu verteilen. An der Marktführung von Samsung und Apple werden sie vorerst nicht rütteln können. Doch glauben Marktforscher, dass es zunehmend enger wird da oben. Und aus China gibt es erste Anzeichen, dass nach der Delle des vergangenen Jahres auch die Nachfrage wieder steigt.

Im Laufe des Jahres wird Huawei seinen angestammten Platz in den Statistiken der Marktforscher räumen müssen. Das ist nur zu einem Teil mit den Problemen zu begründen, die Pandemie und US-Sanktionen verursachen. Huawei hat einen wesentlichen Teil seiner Smartphone-Produktion ausgelagert: Die Tochtermarke Honor operiert jetzt eigenständig. Gerüchte, Huawei könne auch den Rest seines Smartphonegeschäfts verkaufen, hat das Unternehmen bisher dementiert.

Bisher wurden Honor-Smartphones beim Mutterkonzern mitgezählt. Damit fehlen Huawei jetzt rund 25 bis 30 Prozent des Absatzes. In den Ranglisten der Marktforscher fallen damit beide aus der Spitzengruppe. Ganz aus der Statistik fallen wird LG, das sich endgültig aus dem Smartphone-Segment zurückzieht. Die chinesischen Hersteller Xiaomi, Oppo und Vivo stehen bereit, dieses Erbe anzutreten. Marktforscher gehen derzeit davon aus, dass sich Xiaomi die besten Chancen auf einen stabilen Podiumsplatz neben Samsung und Apple ausrechnen kann.

Im Schlussquartal des vergangenen Jahres war Xiaomi bereits der drittgrößte Hersteller weltweit. Laut den Marktforschern von Strategy Analytics hat Xiaomi diesen Platz im ersten Quartal 2021 verteidigt und liegt nur noch knapp hinter Apple. Auch Oppo und Vivo sind in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen und kommen inzwischen auf zweistellige Marktanteile.

Smartphone-Markt weltweit, 1. Quartal 2021 (Strategy Analytics)
Absatz Q1 / 2021 Marktanteil Absatz Q1 / 2020 +/-
Samsung 77 Mio. 23 % 58 Mio. +32 %
Apple 57 Mio. 17 % 39 Mio. +44 %
Xiaomi 49 Mio. 15 % 28 Mio. +80 %
Oppo 38 Mio. 11 % 23 Mio. +68 %
Vivo 37 Mio. 11 % 20 Mio. +85 %
Andere 82 Mio. 24 % 107 Mio. -23 %
Gesamt 340 Mio. 275 Mio. +24 %
(Strategy Analytics / April 2021)

Angetrieben wird das Wachstum auch vom Heimatmarkt China, der im vergangenen Jahr um ein Fünftel geschrumpft war und jetzt wieder Anzeichen von Dynamik entwickelt. Laut der staatlichen China Academy of Information and Communications Technology haben die chinesischen Hersteller im ersten Quartal des Jahres doppelt so viele Geräte abgesetzt wie im Vorjahreszeitraum.

Von Januar bis März haben die Hersteller knapp 98 Millionen Smartphones auf den chinesischen Markt gebracht, davon fast 70 Millionen 5G-Geräte. Jedes zweite in China neu vorgestellte Smartphone kann inzwischen 5G. Auch in den anderen Regionen gilt 5G als Hoffnungsträger, Experten rechnen mit einer deutlichen Marktbelebung durch den neuen Mobilfunkstandard.

Mit Marktanteilen von bis zu 46 Prozent war Huawei in China bisher die Nummer Eins. Auch hier schlägt sich die Trennung von Honor in den Statistiken nieder. Im Januar hatte laut Counterpoint Research erstmals Oppo die Marktführerschaft übernommen und liefert sich mit Vivo ein Duell um die Spitze – beide Hersteller sind aus dem BBK-Konzern hervorgegangen. Jüngsten Zahlen zufolge hatte dabei zuletzt Vivo mit 24 Prozent Marktanteil die Nase vorn. Huawei kommt ohne Honor noch auf 15 Prozent Marktanteil.

Der starke Wettbewerb in China sendet auch Signale auf den Weltmarkt aus. Hersteller wie Oppo, Vivo oder Realme nehmen zunehmend westliche Märkte in den Blick und bauen lokale Marketing- und Vertriebsstrukturen auf. Denn abgesehen von der Trennung von Honor schrumpft Huaweis Absatz wegen der US-Sanktionen und der Chip-Krise, die nun auf den Smartphone-Sektor durchschlägt, auch real. 2020 hatte Huawei zwar Samsung kurzzeitig an der Marktspitze abgelöst, war in der zweiten Jahreshälfte dann aber massiv eingebrochen.

Auch in Deutschland: "Huawei hat deutlich an Marktanteil verloren in Deutschland sowie im Rest von Europa", sagt Gartner-Analystin Annette Zimmermann. Um diese Marktanteile konkurrieren nun auch hierzulande Hersteller, die bisher überwiegend in Asien zu haben waren. Dabei ist Xiaomi inzwischen schon eine gut eingeführte Marke. "Xiaomi hat seine Absatzzahlen in 2020 gegenüber 2019 mehr als verdoppelt", sagt Zimmermann.

Oppo, Vivo und Realme sind hingegen Neulinge auf dem deutschen Markt. "Oppos Zahlen sind für Deutschland noch sehr gering, haben sich aber im vierten Quartal gut entwickelt, was auf eine weitere Steigerung in 2021 hindeutet", meint Zimmermann. "Insgesamt kann man daher schon sagen, dass die Gewinner hier Xiaomi und Oppo sind und Huaweis Situation sicher Chancen für neue Hersteller bietet". Vivo und Realme stehen auf dem deutschen Markt noch ganz am Anfang.

Marktanteile der Chiphersteller am chinesischen Smartphone-Markt.

(Bild: IDC)

Die US-Sanktionen, aber vor allem die Chipkrise, sorgen auch für Verschiebungen bei den Hauptkomponenten der Smartphones. Von den Lieferschwierigkeiten bei Qualcomm profitierte der taiwanische Chiphersteller Mediatek, der seinen Marktanteil im vergangenen Jahr signifikant ausbauen konnte. In China, wo Huaweis Chipschmiede Hisilicon durch die US-Sanktionen zusätzlich behindert wird, hat Mediatek seinen Marktanteil bei Smartphones laut IDC in weniger als einem Jahr auf 40 Prozent gesteigert.

Bisher ist Mediatek überwiegend in günstigen Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones in Erscheinung getreten, zuletzt aber auch in der Oberklasse. Die Spitzen-SoCs der Dimensity-Familie stecken etwa im neuen Honor View 40 und neuen Smartphones von Oppo, Xiaomi oder Realme.

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