Elektroautos: Bytons deutsche Tochter ist insolvent

Der Autohersteller lässt seine internationalen Töchter offenbar im Stich. Doch auch die Zukunft der chinesischen Mutter ist weiter ungewiss.

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Auf der IAA 2019: Der M-Byton, wie er in Serie gehen sollte.

(Bild: heise online/spo)

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Der chinesische Autohersteller Byton lässt seine deutsche Tochtergesellschaft in die Insolvenz gehen. Für die Byton GmbH hat das Amtsgericht München laut einer Bekanntmachung das Insolvenzverfahren eingeleitet. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche kam der Insolvenzantrag von einem Gläubiger des Unternehmens.

Auch die Zukunft der chinesischen Mutterfirma ist ungewiss. Byton war 2018 mit großen Ambitionen und Versprechungen angetreten, um ein konkurrenzfähiges E-SUV für rund 45.000 Euro auf den Markt zu bringen. Mit seinen Auftritten auf der Elektronikmesse CES erregte das Unternehmen viel Aufmerksamkeit, ein fertiges Auto lief aber bisher noch nicht vom Band.

Das von zwei ehemaligen BMW-Managern mitgegründete Unternehmen steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Auf der IAA 2019 hatte Byton zwar ein serienreifes Modell vorgestellt, der angekündigte Produktionsstart blieb allerdings aus. Byton wollte die Fertigung in einer eigenen Fabrik in China eigentlich im vergangenen Jahr aufnehmen. Stattdessen hatte der Hersteller wegen finanzieller Engpässe den Betrieb ganz eingestellt.

Offiziell machte das Unternehmen wegen der Corona-Krise stornierte Bestellungen für die Probleme verantwortlich. Dagegen zitiert die Wirtschaftswoche einen Insider, dass ausbleibende Zahlungen von Geschäftspartnern der Grund seien. Weil mehrere hundert Millionen US-Dollar fehlten, hätten Zulieferer und Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden können. Inzwischen sind wohl alle deutschen und amerikanischen Mitarbeiter entlassen.

Byton hatte stets den internationalen Charakter der Firma mit einem Design-Zentrum in Deutschland und einer Software-Entwicklung im Silicon Valley betont. Die deutschen Mitarbeiter in der Münchner Niederlassung und ihre US-Kollegen bekamen offenbar über Monate kein Gehalt. In den USA hatte das Unternehmen zudem bereits im April 2020 einen Großteil der Mitarbeiter entlassen.

M-Byte von Byton – außen und innen (31 Bilder)

Ob die Bälle alle schon drin waren oder noch hineinsollen, wissen wir nicht.
(Bild: Byton)

Die zwei BMW-Manager, die das Unternehmen mitgegründet hatten, sind inzwischen auch nicht mehr an Bord. CEO Carsten Breitfeld war Anfang 2019 in den Verwaltungsrat gewechselt und schließlich zum Konkurrenten Faraday Future gegangen. Sein Nachfolger auf dem Chefsessel, Daniel Kirchert, hat Byton ein Jahr später verlassen und jüngst beim chinesischen Hersteller Evergrande Auto angeheuert.

Ob das Engagement von Foxconn eine stabile Perspektive für Byton schafft, ist offen. Anfang Januar hatte sich der Auftragsfertiger als Partner ins Spiel gebracht und einen Produktionsstart zum ersten Quartal 2022 in Aussicht gestellt. Byton reagierte am Freitag zunächst nicht auf eine Anfrage dazu, ob der Zeitplan noch steht und wie die Pläne für den europäischen Markt sind.

(vbr)