Putsch in Myanmar reißt Telenor in die Verlustzone

Aufgrund der Militärdiktatur in Myanmar und deren Netz-Blockade muss Telenor seine dortige Tochter komplett abschreiben. Daraus ergibt sich Quartalsverlust.

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(Bild: Bumble Dee/Shutterstock.com)

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Am 1. Februar hat sich Myanmars Militär an die Macht geputscht. Gegen friedliche Proteste und zivilen Ungehorsam geht das Militär mit Gewalt vor. Hunderte Menschen, darunter dutzende Kinder, wurden inzwischen getötet. Hinzu kommen Gefechte mit Milizen verfolgter Minderheiten. Zur Unterdrückung der freien Meinungsäußerung beschränkt die Diktatur den Zugang zum Internet. Und das trifft die Netzbetreiber hart. Telenor muss sein gesamtes Mobilfunknetz in Myanmar für wertlos erklären.

"In Myanmar sehen wie eine irreguläre, unsichere und tief beunruhigende Situation", wird das Telenor-Management in seiner Pressemitteilung vom Dienstag deutlich, "Seit dem Militärcoup am 1. Februar 2021 lag Telenors Fokus auf der Sicherheit unserer Mitarbeiter, Zugang unserer Kunden zu Diensten und fortgesetzte Transparenz." Das ist aber nicht einfach, hat das Militär doch sogar verboten, die eigenen Befehle Kommunikationsnetze betreffend zu veröffentlichen.

Um Zuge des Militärcoups wurden in Myanmar Internet und Telefonleitungen gekappt. Als Internetzugang wieder möglich war, ließen die Putschisten Dienste wie Facebook und Whatsapp blockieren. Kurz darauf sperrte Myanmars Militär mobiles Internet komplett – für einige Zeit. Seit 1. April sind drahtlose Internetzugänge, offenbar wieder gesperrt, auch WLAN. Drahtgebundene Anschlüsse funktionieren zwar von 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts, doch sind sie nicht weit verbreitet. Außerdem wird auch dort zensiert.

"Telenor fordert die Behörden auf, ungehinderte Kommunikation sofort wiederherzustellen und das Recht auf freie Meinungsäußerung und Menschenrechte zu respektieren", schreibt Telenor, sieht aber wenig Anlass zu Hoffnung: "Aufgrund der sich verschlechternden Aussichten für das wirtschaftliche Umfeld und der sich verschlimmernden Sicherheitslage und Menschenrechtssituation sehen wir beschränkte Perspektive für Verbesserungen."

Daher sieht sich das Management gezwungen, den gesamten Wert seines landesweiten Mobilfunknetzes in Myanmar auf Null abzuschreiben. Das schlägt sich mit 6,5 Milliarden norwegischen Kronen (etwa 650 Millionen Euro) nieder. Daraus folgt ein Quartalsnettoverlust von 3,9 Milliarden Kronen (389 Millionen Euro). Ein Euro entspricht etwa zehn Kronen.

Dabei hatte Telenor Myanmar Ende März 18,2 Millionen Kunden, 22 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Netzsperren drücken natürlich auch Umsatz und EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), die jeweils um ungefähr 28 Prozent gefallen sind.

Telenor betreibt Telekommunikationsnetze in Skandinavien (Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland) und Asien (Thailand, Malaysia, Bangladesch, Pakistan und Myanmar). In Schweden betreibt der Konzern seit 2005 ein eigenes Mobilfunknetz. Damals zahlte Telenor eine Milliarde Euro für Vodafone Schweden. Im jüngsten Quartal waren die Einnahmen aus Grund- und Verkehrsgebühren überall rückläufig, außer in Finnland und Dänemark – doch nirgends auch nur annähernd so stark wie in Myanmar.

Der Konzernumsatz ist im Jahresabstand um 6,3 Prozent auf 28,9 Milliarden Kronen gefallen, das EBITDA um 6,7 Prozent auf 12,9 Milliarden Kronen. Nach einem Betriebsgewinn von 6,6 Milliarden Kronen im ersten Quartal 2020 gibt es diesmal einen Betriebsverlust von 632 Millionen Kronen. Und gab es vor einem Jahr noch einen Nettogewinn von 698 Millionen Kronen, gibt es nun eben den durch Myanmar bedingten Nettoverlust von 3,9 Milliarden Kronen. Auf den Kassastand wirkt sich die Abschreibung natürlich nicht unmittelbar aus, so dass Telenor einen freien Cashflow von 3,8 Milliarden Kronen melden kann (+5%).

Lesen sie zum Militärputsch in Myanmar bei telepolis: Déjà-vu in Myanmar

(ds)