Restplatz ins All: Blue Origin versteigert Raumflug

Haben Sie am 20. Juli noch nichts vor? Wie wär's mit einem Flug ins Weltall? Ein Sitz an Bord der New Shepard wäre noch frei. Wer bietet mehr?

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Start einer New Shepard von oben gesehen

(Bild: Blue Origin)

Lesezeit: 4 Min.
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Blue Origin plant seinen ersten bemannten Flug ins Weltall für den 20. Juli. Sechs Astronauten können dabei sein, fünf Sitze sind bereits vergeben. Der sechste wird nun versteigert. Das hat das von Jeff Bezos gegründete Raumfahrtunternehmen am Mittwoch bekanntgegeben.

Der Flug wird etwa elf Minuten dauern und soll die international anerkannte Grenze zum Weltall in 100 Kilometern Höhe überqueren (Kármán-Linie). Die Phase der Schwerelosigkeit soll mehrere Minuten währen. Die sechs Astronauten werden in der Raumkapsel RSS First Step Crew Capsule sitzen, die von der Rakete New Shepard getragen wird. Die Kapsel soll mittels Fallschirm sanft in der texanischen Wüste landen.

New Shepard hat bereits 15 unbemannte Flüge über die Kármán-Linie und zurück hintereinander erfolgreich absolviert. Nach dem jüngsten Flug im April hat Blue Origin die baldige Aufnahme bemannter Flüge in den Raum gestellt. "Jetzt ist es an der Zeit, dass Astronauten an Bord klettern", meint Blue Origin nun, "Diese Reise wird verändern, wie Sie die Welt betrachten."

Ab sofort bis 19. Mai nimmt Blue Origin online blinde Gebote entgegen. Am 19. Mai wird das bis dahin höchste Gebot veröffentlicht. Ab dann wird öffentlich weiter gesteigert. Das Finale bildet eine Live-Auktion am 12. Juni. Der gesamte Betrag des Höchstgebots wird dem von Blue Origin gestifteten Club for Future gespendet. Diese Organisation möchte junge Generationen für MINT-Karrieren (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) begeistert. Die nächste Forschergeneration soll das zukünftige Leben im All entwerfen.

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Auf der Versteigerungswebseite erläutert Blue Origin umfangreiche aber nachvollziehbare Teilnahmebedingungen: Wer mit Blue Origin ins All fliegen möchte, muss volljährig sein, nicht auf diversen Fahndungs- oder Sanktionslisten stehen, und legal zum Startort in Texas reisen können. Die COVID19-Pandemie mag hier eine zusätzliche Hürde bedeuten. Außerdem muss man eine Verschwiegenheitsvereinbarung und einen Haftungsverzicht akzeptieren.

Für den Flug ist eine Körpergröße zwischen 152 cm und 193 cm erforderlich bei einem Körpergewicht von mindestens 50 kg aber höchstens 101 kg. Sportlichkeit ist gefragt: Die Treppen des Startturmes, die etwa sieben Stockwerken entsprechen, müssen in höchstens 90 Sekunden zurückgelegt werden. 3 g muss man zwei Minuten aushalten, 5,5 g für einige Sekunden. Höhenangst wäre ebenso untunlich wie Platzangst. Zudem muss die Blase es aushalten, dass man bis zu 90 Minuten im Sitz festgeschnallt liegt.

Englischkenntnisse und Gehör müssen so weit ausreichen, dass man per Funk erhaltene Anordnungen versteht, selbst wenn das Umgebungsgeräusch 100 Dezibel erreicht. Zudem darf man nicht blind sein, weil man Warnleuchten erkennen und interpretieren können muss. Der einteilige Anzug muss selbst angezogen werden, und auch der behände Schritt über unebenes Terrain darf keine Herausforderung darstellen.

Brillen und Kontaktlinsen sind erlaubt. Nicht garantiert ist der geplante Starttermin am 20. Juli. Vereinbart wird ein Start binnen sechs Monaten nach Versteigerungsende, also spätestens im Advent.

Alan Shepard, geboren 1923, wurde 1961 Amerikas erster Astronaut im All. 1971 landete er auch auf dem Mond. Shepard starb 1998.

(Bild: NADA)

Blue Origin hat den Auftakttermin für die Versteigerung am Mittwoch nicht zufällig gewählt: Die Rakete New Shepard ist nach Alan Shepard benannt, dem ersten US-Astronauten im Weltall. Sein Premierenflug hat sich am 5. Mai zum sechzigsten Mal gejährt.

Shepard war am 5. Mai 1961 der zweite Mensch im Weltraum. Im Monat davor war bereits Jurij Gagarin als erster Mensch im Weltraum gewesen. Dem Kosmonauten glückte damals sogar eine ganze Erdumrundung. Das plant Blue Origin mit New Shepard nicht.

(ds)