Nach unkontrolliertem Raketenabsturz nahe der Malediven: NASA kritisiert China

Nach dem Absturz der Hauptstufe einer Rakete des Typs Langer Marsch 5B hat die NASA Chinas Vorgehen kritisiert. Es gefährde Raumfahrtaktivitäten insgesamt.

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(Bild: IM_photo/Shutterstock.com)

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Nachdem am Wochenende ungewöhnlich große Raketenteile über dem Indischen Ozean nahe den Malediven abgestürzt sind, hat die NASA Kritik an China geübt. "Raumfahrtnationen müssen Risiken für Menschen und Eigentum minimieren, die durch den Wiedereintritt von Raumfahrtobjekten entstehen und ihre Transparenz diesbezüglich maximieren", erklärte der neue NASA-Chef Bill Nelson: "Es ist klar, dass China verantwortungsvolle Standards bezüglich Weltraumschrott nicht erfüllt." Dabei sei es entscheidend, dass das Land und alle anderen Raumfahrtnationen im All verantwortungsbewusst und transparent agierten, um die Sicherheit der Weltraumaktivitäten langfristig zu sichern.

Anderthalb Wochen nach dem Start des Kernmoduls für Chinas geplante eigene Raumstation war in der Nacht zum Sonntag die Hauptstufe der dafür genutzten Rakete des Typs Langer Marsch 5B unkontrolliert abgestürzt. Bis kurz vorher war unklar, wo das der Fall sein würde. Auch wenn ein Absturz über dem Meer am wahrscheinlichsten war, konnte es bis zuletzt auch bewohnte Gebiete treffen. Schon nach dem ersten Start einer Langer Marsch 5B waren Trümmer auf ein Dorf in der Elfenbeinküste gestürzt. Weil China diesen unkontrollierten Absturz bei der Entwicklung der Rakete eingeplant und keinen kontrollierten Absturz über unbewohntem Gebiet sichergestellt hat, gab es vergangene Woche viel Kritik. Dem hat sich die US-Weltraumagentur nun angeschlossen.

Aus China war die Kritik unter anderem mit dem Hinweis zurückgewiesen worden, dass ein Absturz über dem Meer wahrscheinlich und die Gefahr für Menschen äußerst niedrig sei. Das hatte die Kritik aber nicht entkräftet, immerhin konnten die Verantwortlichen eine Gefährdung eben nicht ausschließen. Außerdem war die Raketenstufe mit einer Masse von etwa 20 Tonnen ungewöhnlich groß, solche riesigen Teile bergen bei unkontrollierten Abstürzen besonders große Risiken. Nach dem Absturz hat Chinas Agentur für die bemannte Raumfahrt nun erklärt, dass der Großteil der Raketenstufe beim Wiedereintritt verglüht sei. Das lässt sich angesichts des Sturzes ins Meer nur schwer überprüfen. Der erfolgte etwa 50 Kilometer von der maledivischen Insel Kudahuvadhoo. Der Inselstaat hat die Küstenwache aktiviert, berichtet die lokale Zeitung Raajjé.

"Es hat den Anschein, als habe China die Wette gewonnen", hatte der US-Astronom Jonathan McDowell nach dem Absturz über dem Meer erklärt, "trotzdem war es rücksichtslos". Er war einer der lautesteten Kritiker des chinesischen Vorgehens. Inzwischen hat er noch berechnet, dass die Raketenstufe und das Kernmodul der Raumstation nach ihrem Start der Internationalen Raumstation ISS auf weniger als 300 Kilometer ungewöhnlich nahe gekommen seien – möglicherweise als "irgendeine Art von Geste". China hatte sich alle Kritik verbeten, ein Einlenken scheint nicht in Aussicht. Für den Bau der Raumstation sind Experten zufolge zehn weitere Raketenstarts vorgesehen, zwei davon wieder mit einer Langer Marsch 5B und dem anschließenden unkontrollierten Absturz.

(mho)