Nach Cyberangriff: Wichtige US-Pipeline nimmt Betrieb wieder auf

Tage nachdem eine wichtige US-Pipeline wegen eines Cyberangriffs stillgelegt wurde, fließt nun wieder Kraftstoff. Immer mehr Tankstellen geht der Sprit aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen

(Bild: Colonial Pipeline)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Holland

Nach dem Cyberangriff, der die Stilllegung der wichtigsten Benzin-Pipeline zwischen Texas und New York zur Folge hatte, hat der Betreiber mit deren Wiedereröffnung begonnen. Inzwischen sei ein Großteil der Leitung wieder in Betrieb, erklärt Colonial Pipeline am Donnerstag. Der Rest soll demnach noch im Lauf des Tages folgen. Es werde aber noch einige Tag dauern, bis die durchgeleiteten Kraftstoffe wieder überall in gewohntem Umfang ankommen würden, hatte es vorher geheißen. Vorher hatte sich die Situation an Tankstellen in Teilen des Landes verschärft, in einigen Bundesstaaten war vielerorts das Benzin ausgegangen.

Colonial Pipeline war vergangenen Woche Ziel eines Cyberangriffs mit der Schadsoftware Darkside geworden. Die fast 9000 Kilometer lange Leitung transportiert dem Unternehmen zufolge etwa 45 Prozent aller an der US-Ostküste verbrauchten Kraftstoffe und musste am Freitag stillgelegt werden. Angesichts der andauernden Stilllegung hatte es vor allem im Südosten der USA Sorgen gegeben, dass das Benzin ausgehen könnte, woraufhin es teilweise zu Hamsterkäufen an Tankstellen und chaotischen Szenen gekommen war. Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC warnte etwa am Mittwoch auf Twitter, Benzin dürfe nicht in Plastiktüten gefüllt werden.

Laut Patrick De Haan von der Marktanalysefirma Gasbuddy war zuletzt 70 Prozent der Tankstellen in North Carolina das Benzin ausgegangen. In Virginia ging es demnach 55 Prozent der Tankstellen so, in South Carolina 54 Prozent, 49 Prozent der Tankstellen in Georgia und 47 Prozent der in Washington D.C. waren ebenfalls leergekauft. Die Engpässe haben die Spritpreise in den USA außerdem auf den höchsten Stand seit 2014 getrieben, berichtet die dpa. Zuvor hatte die US-Regierung die Menschen aufgerufen, keinen Kraftstoff zu horten: "Wir haben Benzin, wir müssen es nur zu den richtigen Orten bringen", sagte Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag.

Mit der Wiedereröffnung der wichtigen Pipeline dürfte sich die Lage nun entspannen, aber noch ist unklar, wann die Situation ausgestanden ist. Viele Details zu dem Cyberangriff sind derweil weiterhin unklar. Die Verantwortlichen für die Malware, die bei dem Angriff eingesetzt worden war, hatten sich von den gesellschaftlichen Folgen distanziert. So etwas wolle man nicht. Ob Colonial Pipeline ein Lösegeld bezahlt hat, ist nicht bekannt. Das Weiße Haus hat am Dienstag die Vorschriften zum Umgang mit solchen Attacken verschärft: Laut einer Verfügung von US-Präsident Biden müssen Informationen über ein Eindringen in Netzwerke künftig mit Behörden geteilt werden.

(mho)