Videotipp: Biohacking, Laborroboter und bunte Bakterienbilder

Kunst aus Mikrorganismen und Gensequenzierung im Heimlabor: Biohacking, Laborroboter und bunte Bakterienbilder kommen in der DIY-Szene an.

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„Vincent van Gogh-Selbstportrait“ von Vanina Kirova

(Bild: American Society for Microbiology, Agar Art Contest 2019.)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

Als ich in einer Meldung auf einem 3D-Druck-Portal etwas über Bakterienbilder aus dem 3D-Drucker las, war ich als Dipl.-Ing. der Bioverfahrenstechnik zunächst nur mäßig interessiert. Jeder der im Labor Abstriche auf Agarplatten gemacht hat, war ab und zu mal in Versuchung, statt des regulären Musters, seine Initialen oder ein Smiley auf die Platte zu bringen.

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In der Ursprungsmeldung war die Rede von "3D-Druck 8-Bit-Zelda-Figuren aus Bakterien", ja ok, das mit dem 3D-Druck hat mich auch interessiert. Was ich dann in dem Video sah, hat mir noch ganz andere Dimensionen eröffnet. Im Video geht es primär um einen Open-Source Labor-Roboter, der dem Menschen die langweiligen und fehlerträchtigen Routineaufgaben, wie Pipettieren, Mischen und Temperaturzyklen abnimmt. Der Roboter ist wie ein 3D-Drucker konstruiert, läuft mit Open-Source-Firmware und hat eine Python-Schnittstelle. Man druckt sich Zusatzteile und Vorrichtungen dafür selbst.

In dem Video mit dem Originaltitel "Robotic Biology is Amazing" sieht man eine Art Making of und sowohl das Labor, als auch der angegliederte "Workshop", würden so manchem Makerspace gut zur Seite stehen. Die Bakterienmalerei war dann auch nur ein Test des Roboters und eher ein Spaßprojekt. Schaut man in die anderen Videos des Kanals The Thought Emporium, so ist man erstaunt, was selbst für Hobbyisten noch alles rund um Biohacking möglich ist. Aber auch jenseits des Biohackings bietet der Kanal spannende Experimente und Ideen.

Es bahnt sich beim Thema Biohacking womöglich eine kleine Revolution an, in Deutschland aus ethischen und gesetzlichen Gründen eher versteckt. Ähnlich wie bei Heimcomputern, dem Making und dem 3D-Druck werden vormals unbezahlbare Techniken für alle Menschen nun bezahlbar zugänglich.

Natürlich wirkt das heutzutage alles noch kompliziert und unverständlich, aber genauso mag sich mein Opa gefühlt haben, als ich ihm meinen neuen VC-20-Heimcomputer gezeigt habe. Vielleicht sequenzieren wir in zehn Jahren unsere Gene daheim selbst und stellen uns ganz persönliche Lebensmittel her, die ideal auf unsere Bedürfnisse abgestimmt sind und nicht darauf, einer Firma möglichst viel Profit zu bringen.

Agar Art (4 Bilder)

“Findet Pneumo”, ein mikrobiologisches Gemälde von Korallen von dem Mikrobiologie-Techniker Linh Ngo (Bild: Andrew Simor/Linh Ngo/American Society for Microbiology)

Am Schluss aber noch ein paar Bilder die von Künstlern im Labor mittels Bakterien und Pilzen erschaffen wurden. Was im Kühlschrank ekel hervorruft, kann auch sehr hübsch anzusehen sein und so vielleicht die Lebensnotwendigkeit der Mikroorganismen für uns Menschen und die ganze Natur dokumentieren.

(caw)