Kernfusion: Versuchsreaktor ITER bekommt sein Herzstück

General Atomics hat die erste von sieben Komponenten für den zentralen Magneten des Versuchsreaktors fertiggestellt.

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Ein Arbeitsteam von General Atomics vor zwei Modulen des zentralen Magneten. Diejenige rechts ist für den Versand verpackt.

(Bild: General Atomics)

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Das Projekt des Kernfusionsreaktors ITER erhält demnächst eine Hauptkomponente: Das US-Unternehmen General Atomics hat einen Teil des zentralen Magneten fertiggestellt und auf den Weg geschickt. Bis Anfang September soll es die Baustelle des Reaktors bei Cadarache in Südfrankreich erreichen.

Mit dem Versuchsreaktor ITER soll die Technik getestet werden, mit der Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugt werden könnte. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. Das Projekt, an dem die EU, Japan, die USA, Russland, China, Südkorea und Indien beteiligt sind, wurde 2006 angegangen, die ersten Arbeiten an der Baustelle hatten 2010 begonnen, vor knapp einem Jahr begannen die Montagearbeiten.

Der Bau des Magneten begann 2015 nach einer vierjährigen Entwicklungszeit, heißt es in einer ITER-Mitteilung. Er soll Stromimpulse von 15 Millionen Ampere im Plasma lenken. Für jede Zylinderspule (Solenoid) der sechs Module wurden jeweils 5 Kilometer stahlummanteltes Niob-Zinn-Supraleiterkabel verwendet. Die Module sind zusammen 18 Meter hoch und wiegen mehr als tausend Tonnen. Sie sollen eine Magnetfeldstärke von 13 Tesla erzeugen; die Rede ist vom leistungsstärksten Magneten der Welt.

In den nächsten Tagen soll das erste Modul in der Nähe von San Diego auf ein spezielles Transportfahrzeug verladen werden, das in Richtung des Hafens von Houston fahren soll. Dort soll es auf ein Schiff nach Marseille umgeladen werden. Ein zweites Modul soll später im kommenden Sommer verladen werden. Fünf weitere Module, von denen eines als Ersatz dient, sollen 2023 bis 2024 installiert werden.

ITER: Der Kernfusions-Versuchsreaktor in Frankreich (91 Bilder)

Achtzehn D-förmige Ringfeldmagnete, die um das Vakuumgefäß herum platziert sind, sollen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Plasmapartikel zu begrenzen. (Bild: ITER)

Toshiba Energy Systems & Solutions hat derweil die erste toroidale, D-förmige Ringfeldspule fertiggestellt, die ebenfalls zu den Kernkomponenten des ITER-Tokamak gehören. Insgesamt soll Toshiba vier davon fertigen. Jede Spule besteht aus einer supraleitenden Kernwicklung aus 4,57 km Niob-Zinn in einem Edelstahl-Spulengehäuse. Sie wiegen jeweils 360 Tonnen und gehören zu den größten ITER-Komponenten.

Insgesamt sollen 18 toroidale und sechs poloidale Magnetspulen außen am Plasmaring den sicheren Einschluss des Plasmas kontrollieren. Die Magnete werden supraleitend, indem sie mit -269 °C kaltem Helium gekühlt werden. Sie erzeugen eine magnetische Gesamtenergie von 51 Gigajoule und ein knapp 12 Tesla starkes Feld rund um das 150 Millionen °C heiße Plasma, um es in dem donutförmigen Gefäß von den Wänden fernzuhalten.

(anw)