Umweltrat tritt für dunkelgrünen Wasserstoff ein

Der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen stellt ein paar Forderungen auf, damit die Energiewende mit Wasserstoff umweltverträglich gelingt.

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Zum Mitschreiben: Die Farbenlehre des Wasserstoff. Neu hinzu packte der SRU den dünkelgrünen.

(Bild: SRU)

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Die Wasserstofffarbenlehre bekommt einen weiteren Tupfer: dunkelgrün. Damit meint der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) jenen grünen Wasserstoff, "dessen Herstellung ökologische und soziale Mindeststandards erfüllt". Schließlich werde in die Umwelt eingegriffen, wenn grüner Wasserstoff hergestellt werde, denn es würden große Mengen erneuerbaren Stroms benötigt.

"Diese Umweltauswirkungen sind so gering wie möglich zu halten", heißt es in einer Stellungnahme des Umweltrates mit dem Titel " Wasserstoff im Klimaschutz: Klasse statt Masse ". Das gelte umso mehr für Power-to-X(PtX)-Folgeprodukte wie Ammoniak und synthetische Kraftstoffe, denn dort fielen zusätzliche Umwandlungsverluste an.

Bei Importen von grünem Wasserstoff müsse sichergestellt werden, dass die Transformation der Energiesysteme in den Produktionsländern nicht verzögert wird und keine zusätzlichen sozialen Probleme oder Umweltauswirkungen entstehen, schreiben die Sachverständigen weiter, sieben Universitätsprofessoren und -professorinnen, die die Bundesregierung beraten. Sie schlagen ein Zertifizierungssystem vor, das "anspruchsvolle Nachhaltigkeitskriterien" enthält.

Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dabei wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt. Daneben gibt es den grauen Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Wenn dabei CO2 abgeschieden und gespeichert wird, ist der Wasserstoff blau. Türkis ist er, wenn er über die thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) hergestellt wird. Anstelle von CO2 entsteht dabei fester Kohlenstoff. Gelber Wasserstoff wird aus einem Strommix hergestellt, pinker aus Atomstrom.

Blauer Wasserstoff eignet sich nach Meinung der Sachverständigen nicht als Übergangstechnik, da die dafür notwendige neue Infrastruktur die langfristige Transformation zu erneuerbaren Energien verzögern würde. "Statt in CO2-Abscheidung und -Speicherung zu investieren, sollten jetzt zügig günstige Bedingungen für den Markthochlauf von grünem Wasserstoff geschaffen und der Energiebedarf sollte insgesamt gesenkt werden."

Wasserstoff sei vor allem für die chemische Industrie, die Stahlindustrie sowie den internationale Schiffs- und Flugverkehr wichtig, um kohlenstoffneutral zu werden. Dabei sei noch offen, ob sich im Schwerlastverkehr Wasserstoff oder die Elektrifizierung durch Batterien und Oberleitungen durchsetzen wird. Im Stromsystem und in Wärmenetzen sollte Wasserstoff nur eine ergänzende Rolle einnehmen, meint der Umweltrat. Für Gebäudeheizungen und im Pkw-Verkehr sei die Nutzung von Wasserstoff hingegen ineffizient und deutlich teurer als eine direkte Elektrifizierung mittels Wärmepumpen und batterieelektrischen Fahrzeugen.

"Der notwendige Ausstieg aus der Nutzung von Erdgas und Erdöl muss priorisiert werden, um weitere Fehlinvestitionen in fossile Technologien zu vermeiden und die notwendige Transformation einzuleiten", heißt es weiter in der Stellungnahme. Zudem bedürfe es einer integrierten Netzplanung der Infrastrukturen von Wasserstoff, Erdgas und Strom, die auf den bestehenden Klimazielen basiert. Gefördert solle der grüne Wasserstoff dort, wo er langfristig benötigt wird.

Die Bundesregierung hatte Ende Mai dieses Jahres bekannt gegeben, an welche 62 Projekte zur Nutzung von grünem Wasserstoff 8 Milliarden Euro ausgeschüttet werden sollen. Die Regierung strebt an, in Wasserstofftechnik Nr. 1 in der Welt zu werden.

(anw)