"Mit Schwefeldioxid verwechselt": Doch keine Spuren von Phosphin auf Venus

Ein Forschungsteam hat die originalen Daten überprüft, auf deren Basis die Entdeckung von Phosphin auf der Venus verkündet wurde. Fündig wurden sie dabei nicht.

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Die fraglichen Spektren der Venus

(Bild: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), Greaves et al. & JCMT (East Asian Observatory))

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Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Messdaten zweier Teleskope enthalten doch keine Hinweise auf das Spurengas Phosphin (PH3) in der Atmosphäre der Venus. Das hat ein internationales Forschungsteam bei einer erneuten Analyse der ursprünglichen Daten festgestellt. Ihr nun veröffentlichter Fachaufsatz stärkt den immer lauter gewordenen Widerspruch gegen die Sensationsmeldung. Da Phosphin beziehungsweise Monophosphan auf der Erde nur in biologischen oder industriellen Prozessen entsteht, hatte der angebliche Nachweis für jede Menge Aufregung gesorgt, wurde doch die Existenz von Leben auf der Venus zumindest nahegelegt.

Ausgangspunkt der Debatte war eine Veröffentlichung im September des vergangenen Jahres. Ein Forschungsteam hatte damals verkündet, in Messdaten der Radioteleskope JCMT (James Clerk Maxwell Telescope) und ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) Spuren winziger Mengen von Phosphin (PH3) auf der Venus gefunden zu haben. Schon damals gab es jede Menge Widerspruch, dann gab es noch Zweifel an den Daten von ALMA. Die wurden zurückgezogen und neu veröffentlicht. Auch danach habe man das Gas entdecken können – nur deutlich schwächer – hatte das ursprüngliche Team verkündet. Unterstützung bekamen sie unerwartet durch 40 Jahre alte Daten einer NASA-Sonde, in denen ebenfalls Spuren gefunden worden.

Ein Forschungsteam um Geronimo Villanueva vom Goddard Space Flight Center der NASA widerspricht nun aber entschieden. Bei der Überprüfung der Originaldaten hätten sie keine Hinweise auf Phosphin gefunden, erklärt das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wo daran mitgearbeitet wurde. Nach Überzeugung der Forschenden könnte "das seltene Spurgengas mit Schwefeldioxid verwechselt worden sein". Diese Erklärung war schon vorher vorgeschlagen worden. "Winzige Mengen von Spurengasen in den Atmosphären weit entfernter Planeten zweifelsfrei aufzuspüren, ist ausgesprochen kompliziert", erklärt mit Paul Hartogh vom MPS einer der Koautoren. Immerhin war schon ursprünglich von 20 Teilen Phosphin pro einer Milliarde Teilchen (20 ppb) die Rede, zuletzt von noch weniger.

Wie es zu der Verwechselung kommen kann, meinen die Forschenden zu wissen. So strahle zwar jede Molekülsorte Radiowellen einer charakteristischen Wellenlänge ab, die von Teleskopen wie dem ALMA analysiert werden kann. Die Wellenlängen von Phosphin und Schwefeldioxid würden aber eng beieinander liegen und unter bestimmten atmosphärischen Verhältnissen könnten die Moleküle auch Strahlung auf benachbarten Wellenlängen aussenden. Auch Eigenheiten der Teleskope müssten bei der Zuordnung beachtet werden. Schließlich sei die Venus sehr hell und deswegen schwierig zu analysieren. "Umso wichtiger ist es, Datenanalysemethoden, die sehr schwache Signale herausfiltern sollen, mit äußerster Vorsicht anzuwenden", meint Hartogh. Er und sein Team können demnach ausschließen, dass die Teleskope auf der Venus Phosphin gefunden haben. Nur Mengen unter der nachweisbaren Grenze seien noch möglich. Die Debatte halten sie also wohl für abgeschlossen.

(mho)