Studie: E-Autos verbessern Klimabilanz weiter gegenüber Verbrennern

Emissionen neuer elektrischer Kompaktwagen liegen laut der Analyse fast 70 Prozent niedriger als bei vergleichbaren Benzinern. Wasserstoff im Pkw bringe wenig.

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(Bild: guteksk7/Shutterstock.com)

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Batterieelektrische Fahrzeuge sind deutlich klimafreundlicher als Benziner oder Diesel. Zu diesem Ergebnis kommt der International Council on Clean Transportation (ICCT), der die VW-Dieselaffäre mit ins Rollen brachte, in einer Studie zur Klimabilanz von Pkw. Die gemeinnützige US-Organisation analysierte dafür den gesamten Lebenszyklus der Autos von der Motor- und Batterieherstellung über die Kraftstoff- oder Stromproduktion bis zum Recycling beziehungsweise zur Entsorgung.

Von der Wiege bis zur Bahre liegen die Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 und Methan laut der Analyse bei neu zugelassenen elektrischen Kompaktwagen in Europa schon heute um 66 bis 69 Prozent niedriger als bei vergleichbaren neuen Benzinern. Die Forscher legten dabei bei stromgetriebenen Pkw eine Laufleistung von 234.000 Kilometern mit einem Akku zugrunde. Die Resultate decken sich im Kern mit denen einer VW-Studie, wonach bei gleichen Fahrzeugmodellen mit unterschiedlichem Antrieben die Klimabilanz der batteriebetriebenen E-Variante schon 2019 besser war als die der Verbrenner.

Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass sich in der EU mit dem Green Deal und den verschärften Klimazielen der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix ständig steigt. So erhöhte sich der ausgemachte Emissionsvorteil für Neufahrzeuge im Jahr 2030 auf etwa 74 bis 77 Prozent. Sofern sie vollständig mit Strom aus Erneuerbaren betrieben würden, erreichten E-Autos bis zu 81 Prozent niedrigere Treibhausgasausstöße als konventionelle Kompaktfahrzeuge.

Für die USA siedelt der ICCT den Vorteil aktuell im Bereich zwischen 60 und 68 Prozent an. In China und Indien, wo der Kohlestrom-Anteil deutlich höher ist, ergibt sich noch eine Ersparnis von bis zu 45 beziehungsweise 34 Prozent.

Im Gegensatz zu anderen Studien haben die Experten nach eigenen Angaben den Kraftstoff- und Stromverbrauch im durchschnittlichen realen Einsatz gemessen, statt sich ausschließlich auf offizielle Testwerte zu verlassen. Dies habe sich vor allem bei Plug-in-Hybriden negativ ausgewirkt. Deren Emissionen liegen im Alltagsbetrieb laut der Untersuchung nur 25 bis 27 Prozent niedriger als bei Benzinern.

Bei Brennstoffzellenfahrzeugen hängt die Klimabelastung stark vom genutzten Wasserstoff ab. Beim heute vorherrschenden "grauen Wasserstoff" auf Erdgasbasis fällt die Bilanz ebenfalls nur etwa 26 Prozent besser aus. Bei "grünem" H2, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, liegen die Emissionen 76 Prozent unter denen von Verbrennern. Der Betrieb von Autos mit Brennstoffzelle sei aber generell etwa dreimal so energieintensiv wie die direkte Nutzung des Stroms in batterieelektrischen Pkw.

Die in Europa übliche Beimischung von Biokraftstoff verringert die Ausstöße von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren der Studie zufolge kaum. Dies gelte selbst dann, wenn diese Treibstoffe aus abfall- und reststoffbasierten Rohstoffen bis 2030 das aktuell viel genutzte Palmöl verdrängten. Synthetische Kraftstoffe (E-Fuels), die mithilfe von Strom aus Wasser und CO2 hergestellt werden, seien wiederum mit sehr hohen Produktionskosten verbunden und könnten so "nicht wesentlich zur Dekarbonisierung des Kraftstoffmixes im Straßenverkehr beitragen".

Das gute Abschneiden der E-Autos mit Batterie erklären die Forscher auch damit, dass sie neue Daten des Argonne National Laboratory verwendet haben, einem Forschungsinstitut des US-Energieministeriums. Mehr Ökostrom im Netz, effizientere Verfahren und teils lokalisierte Lieferketten sorgen demnach dafür, dass bei der besonders energieintensiven Akku-Produktion weniger klimaschädliche Gase ausgestoßen werden, als in früheren Studien angesetzt. Bei der Herstellung einer 45-kWh-Batterie in Europa sollen aktuell rund 2,7 Tonnen CO2 freigesetzt werden, ein 70 kWh-Akku etwa für einen SUV schlägt mit circa 4,2 Tonnen zu Buche.

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Wasserstoffautos schneiden laut der Analyse aber bei der Fertigung in diesem Bereich nicht wirklich besser ab: die Herstellung der Brennstoffzelle und insbesondere der Tanks aus Kohlefasern generiere in etwa soviel CO2 wie die Produktion eines mittelgroßen Auto-Akkus.

Das ICCT empfiehlt der Politik in der EU anhand der Ergebnisse, die Zulassung neuer Pkw mit Verbrennungsmotor in im Zeitrahmen von 2030 bis 2035 auslaufen zu lassen. Angesichts einer durchschnittlichen Fahrzeuglebensdauer von 18 Jahren sollten von da an nur noch solche Technologien produziert und zugelassen werden, "die eine tiefgreifende Dekarbonisierung der europäischen Autoflotte bis 2050 erreichen können". Batterieautos, die mit Strom aus erneuerbaren Energien angetrieben werden, und Brennstoffzellenfahrzeuge, die auf grünen Wasserstoff setzen, "sind die einzigen beiden Technologiepfade, die hierfür in Frage kommen".

(mho)