”Deathloop” angespielt: Wer hat an der Uhr gedreht?​

Die Arkane Studios inszenieren mit ”Deathloop” ein gelungenes Zeitschleifen-Abenteuer, in dem viel experimentiert werden darf.

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(Bild: Bethesda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Die Zeitschleife ist ”in”: Housemarques Actionkracher ”Returnal” oder zuletzt die Indie-Abenteuer ”12 Minutes” und ”Outer Wilds” waren clevere und kurzweilige Videospiele, die sich mehr oder weniger am Kinohit "Und täglich grüßt das Murmeltier" bedienten. Auch die französischen Arkane Studios (”Dishonored”) aus Lyon schicken ihren Helden in ”Deathloop” auf ein schräges wie eigenwilliges Zeitschleifen-Abenteuer, bei dem Spieler und Spielerinnen nach Herzenslust entscheiden dürfen, ob sie lieber Ballern, schleichen oder ihre Gegner austricksen wollen.

Held Colt erwacht am Strand einer einsamen Insel und kann sich an nichts erinnern. Jedes Mal, wenn er stirbt, geht der Tag wieder von vorne los. Colt steckt zusammen mit sieben sogenannten Visionären seit Jahren in einer Zeitschleife fest. Erst, wenn er sie alle getötet hat, kann der ”Loop” durchbrochen werden. Keine leichte Aufgabe, denn seine Gegner und Gegnerinnen tauchen an verschiedenen Orten nur zu bestimmten Tageszeiten auf. Deshalb muss Colt erstmal einen Plan entwickeln, damit er alle der Reihe nach an einem Tag erledigen kann. Für jeden Tagesabschnitt hat Colt drei ”Leben”. Gespeichert wird automatisch am Ende eines Abschnitts.

"Deathloop" angespielt (5 Bilder)

Bunt, schräg und ganz schön clever – ”Deathloop” lädt zum Experimentieren ein. (Bild: heise online)

Die Arkane Studios mixen in ”Deathloop” Egoshooter, Schleichabenteuer und Soulsborne mit einer Prise Roguelite. Um den Loop zu brechen, rast Colt durch Städte im Pop-Art-Look, durchsucht Bunker oder schleicht sich durch Maskenpartys. Er muss Codes knacken, Funkübertragungen ausschalten und Feuerwerke sabotieren. Der Kniff dabei: Viele Aktionen sind nur an bestimmten Tageszeiten möglich. Das führt manchmal dazu, dass Colt eine Tageszeit überspringen muss, um ans Ziel zu kommen. Obwohl ”Deathloop” im Prinzip ein Singleplayer-Abenteuer ist, gibt es auch einen kleinen PvP-Modus. Spieler und Spielerinnen können im Menu wählen, ob sie im Online-Modus wie beispielsweise in ”Dark Souls” in das Abenteuer anderer Spieler eindringen, um Colt zu jagen. Im Offline-Modus übernimmt der Computer die Rolle der Jägerin Julianna.

Das Waffenarsenal entspricht den üblichen Genre-Standards. Hinter kunstvollen Namen wie ”Fräse” oder ”Spiker” verbergen sich die rabiate Pumpgun und die lautlose Nagelpistole. Erledigt Colt eine seiner Zielpersonen, lassen sie sogenannte ”Tafeln” fallen, die ihm zusätzliche Fähigkeiten verleihen. Er kann sich dann durch die Gegend teleportieren, die Feinde durch die Luft schleudern oder sie miteinander verknüpfen, um sie mit einem einzigen Schuss auszuschalten. Mit Upgrades lassen sich Waffen und Fähigkeiten weiter verbessern. Für alle gilt: Stirbt Colt, sind sie erstmal verloren. Erst wenn er die Ingame-Währung ”Residuum” gesammelt hat, kann er sie für den dauerhaften Verbleib von Waffen und Tafeln investieren.

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Was anfangs verwirrend wirkt, entpuppt sich als gelungener Genremix. Die vier umfangreichen Level laden zum Experimentieren mit verschiedenen Taktiken ein. An Gegnern vorbeischleichen oder sie aus dem Hinterhalt meucheln? Oder direkt die Pumpgun auspacken und sich brachial durch die Gegner ballern? Zusammen mit den verschiedenen Tafel-Fähigkeiten gibt es viele Möglichkeiten, um Feinde auszuschalten oder auszutricksen. Oft fanden wir außerdem geheime Wege, die alternative Routen zur Zielperson eröffnen. Nervig wurde es allerdings, wenn wir einzelne Abschnitte zu verschiedenen Tageszeiten wiederholen mussten, um an wichtige Infos zu gelangen. Es empfiehlt sich auch, die Zielpersonen immer wieder zu töten, weil sie wertvolle Upgrades fallen lassen. Auf die Dauer kann das ermüdend sein.

Dass dies kaum ins Gewicht fällt, liegt nicht zuletzt am stimmigen Retro-Look im Stil der 60er- und 70er-Jahre. Bunte Pop-Art, coole Sprüche und schräge Figuren machen aus dieser Todesschleife ein witziges, manchmal aber auch arg sarkastisches Abenteuer. Arkane nimmt nämlich keine Gefangenen: Es spritzt tonnenweise Blut und Genicke brechen im Sekundentakt. Schade, dass es bei den vielen taktischen Optionen nicht auch eine etwas weniger brutale Möglichkeit gibt, das Ziel zu erfüllen.

”Deathloop” ist clever, spannend und originell – vorausgesetzt Spieler und Spielerinnen können mit dem Roguelite-Touch und Backtracking leben. Die wenigen, aber umfangreichen Level und die zahlreichen taktischen Möglichkeiten laden nämlich zum Erkunden und Experimentieren ein. Manchmal geht es aber in einigen Missionen doch zu oft in dasselbe Gebiet, was das Abenteuer stellenweise zu einer lästigen Pflichtaufgabe werden lässt. Actionfans sollten sich davon aber nicht stören lassen: Zusammen mit dem stimmigen Retro-Stil und bissigem Humor gelingt den Arkane Studios nach ”Dishonored” wieder ein spannendes und originelles Abenteuer.

”Deathloop” ist für Windows und für PS5 erschienen. Es kostet ca. 70 €. USK ab 18. Für unser Angespielt haben wir die Windows-Version gespielt.

(dahe)