Intelligenter Zaun soll Wölfe erkennen und verjagen

Forscher der Universitäten Bremen und Gießen wollen einen Zaun entwickeln, der mit Künstlicher Intelligenz und Aktuatoren gezielt Wölfe verscheucht.

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Wolf

(Bild: Christel, gemeinfrei (Creative Commons CC0))

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Forscher der Universität Bremen und Gießen sowie das Unternehmen RoFlexs arbeiten an dem Projekt "mAInZaun". Dahinter verbirgt sich ein "modularer, autonomer und intelligenter Weide(schutz)zaun mit Erkennung und Vergrämung von Predatoren". Der Weidezaun soll mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) Wölfe erkennen und durch verschiedene automatisch ausgelöste Signale wie etwa Ultraschall vertreiben.

Geplant ist auch, dass der Zaun vor unbefugten Eindringlingen und vor Lücken im Zaunsystem warnt – alles für ein besseres Zusammenleben von Menschen, Nutztieren und Wölfen. Dafür ist ein Kamerasystem mit Nachtsicht und Infrarot in Arbeit, das durch Signale eines dauerhaft aktiven Bewegungssensors eingeschaltet wird. Derzeit bemühe man sich, aus datenschutzrechtlichen Gründen nur Silhouetten zu erfassen. Bilder und Videos werden direkt vor Ort ausgewertet und nicht gespeichert.

Laut Professorin Anna Förster vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen "baut das System zwar auf vorhandenen Technologien auf, muss aber dennoch einige Hürden überwinden, um praxistauglich zu werden". Man orientiert sich an Anwendungen für die Erkennung von Pflanzen, Bären oder Vogelgezwitscher, die ebenfalls Künstliche Intelligenz nutzen. Für das Projekt sollen "tiefe neuronale Netze" zum Einsatz kommen, die auch in anderen Bereichen, beispielsweise der automatischen Spracherkennung, Anwendung finden.

Sensorik und Vergrämungstechnik, etwa Ultraschall oder Lichtblitze, sollen kostengünstig, digital steuerbar und energieeffizient sein, weil der mAInZaun ohne externe Energiequellen auskommen muss, aber dennoch genaue Ergebnisse liefern soll. Schließlich soll das System künftig auch einzelne Wölfe voneinander unterscheiden, um die Technik zu individualisieren und um Tiere nicht an bestimmte Abwehrmethoden zu gewöhnen. Da Wölfe sehr intelligent und anpassungsfähig sind, stellt eine mögliche Gewöhnung an den Zaun die größte Herausforderung dar. Eine weitere Schwierigkeit des Projekts besteht laut der Verhaltensforscherin Uta König von Borstel, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, in der möglichen Gefährdung von Weidetieren, Menschen oder Hunden. Die Signale dürften nur ausgelöst werden, wenn tatsächlich ein Wolf erkannt wird.

Der schlaue Zaun soll Wölfe, die sich in der Nähe befinden, oder andere Gefahren erkennen und dies dem Tierhalter mitteilen. Auch Polizei, Straßenmeistereien oder die Bahnaufsicht könne man in die Alarmierungskette einbinden. Die Sensoren und weitere Bauteile verfügen über eine eigene Stromversorgung, sodass sie unabhängig von einem vorhandenen Zaun und auch in weniger leicht zugänglichen Regionen einsetzbar sind.

Torsten Menzel, Geschäftsführer der RoFlexs GmbH, will mit seinem Unternehmen eigene Erfahrungen bei der Entwicklung eines "robusten und wetterbeständigen Gehäuses für die Steuerungs- und Sensortechnik" aus der Metallbearbeitung und der Elektrotechnik sowie weltweit bestehende Vertriebskanäle einbringen. mAInZaun wird mit 1,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll Mitte 2024 abgeschlossen sein.

(mack)