Fake-App AN0M für Drogenhändler: Erstes Urteil in Österreich

Weltweit sind tausende Verbrecher auf einen angeblich verschlüsselnden Dienst hereingefallen. In Österreich geht nun der erste Drogenhändler in den Knast.

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Handy mit AN0M-Logo, dahinter eine Rauchwolke, rundherum roter Rahmen
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Drei Jahre Haft setzt es für einen 39-jährigen Automechaniker in Österreich, weil er im Mai kiloweise illegale Drogen gehandelt hat. Zum Verhängnis wurde ihm sein AN0M-Handy. Hinter dem angeblich verschlüsselnden Dienst steckte tatsächlich das FBI. Gemeinsam mit Ermittlern anderer Länder hatte das FBI die Handys in Verbrecherkreise eingeschleust und fast drei Jahre lang Nachrichten mitgelesen.

Anfang Juni erfolgte dann der Zugriff in zahlreichen Ländern. Bei Durchsuchungen wurden enorme Mengen Drogen, Geld und andere Vermögenswerte beschlagnahmt, Verdächtige verhaftet und Anklagen ausgesprochen. Es war der wohl größte Schlag gegen illegalen Drogenhandel überhaupt. Beim FBI läuft das Projekt unter dem Namen "Operation Trojan Shield", in Österreich unter Operation Achilles. Dabei wurden in Österreich mehr als 80 Verdächtige festgenommen.

Ein Haar in der Suppe bleibt: Von einem Teil der Täter sind nur Decknamen bekannt. Wer sich dahinter versteckt, ist nicht immer deutlich. Doch der am Mittwoch in Wien Verurteilte ist grundsätzlich geständig, wie der ORF Wien meldet. Bei der Festnahme Mitte Juni wurde ein AN0M-Handy in der Wohnung des Mannes gefunden. Die darauf gespeicherten Chats samt Fotos führten nun zu der Verurteilung.

Die Anklage wirft dem Automechaniker vor, große Mengen Drogen gehandelt zu haben. Der Mann gibt allerdings nur zu, je ein Kilo Kokain und Heroin sowie zwölf Kilo Marihuana weitergereicht zu haben. Der Rest sei von zwei anderen Männern, die zeitweise dasselbe Handy genutzt haben sollen, zu verantworten. Von einem nannte der Verurteilte den Vornamen, den zweiten Mittäter will er gar nicht kennen. Und die Identität seiner Auftraggeber gibt der Drogenhändler ebenfalls nicht preis, aus Angst um sein Leben.

Die Idee der Fake-App soll laut australischen Medienberichten ein IT-Experte der australischen Bundespolizei AFP beim Genuss einer legalen Droge mit FBI-Agenten gehabt haben. Nach Außen erschien AN0M als geheimnistuerischer Kommunikationsdienst mit Sitz in Panama und starker Verschlüsselung. Normale User konnten die App nicht so einfach herunterladen, weil schon für den Zugriff auf die Webseite ein Einladungscode erforderlich war.

Derzeit locken FBI und australische Bundespolizei auf der ehemaligen AN0M-Webseite mit einem Formular: Um "festzustellen, ob Ihr Konto mit einer aktuellen Untersuchung in Verbindung steht", sollen ehemalige AN0M-User doch bitte Usernamen, Alias, IMEI, SIM-Karten-Nummer, Staat der Tätigkeit, Passwort, E-Mail-Adresse und aktuelle Telefonnummer übermitteln. Vielleicht kommen so zu den 70 Festnahmen in Deutschland noch ein paar hinzu.

(ds)