Drohnen mit Netzen einfangen – Abwehr am Hamburger Airport getestet

Unbemannte Fluggeräte sollen an zivilen Flughäfen für Sicherheit sorgen. Erste Versuche mit der Abfangdrohne "Falke" waren erfolgreich.

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"Falke" verfolgt die eingedrungene Drohne

(Bild: Projekt Falke)

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  • dpa
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Ein System zur Abwehr von illegal fliegenden Drohnen ist am Flughafen Hamburg erfolgreich erprobt worden. Eine Abwehrdrohne habe eine andere Drohne über dem Flughafen mit einem Netz eingefangen und an einen sicheren Ort am Boden gebracht, erläuterte Projektleiter Prof. Gerd Scholl am Donnerstag bei der Vorstellung des Systems. Das Ende 2019 gestartete Projekt "Falke" wird vom Bundesverkehrsministerium mit 2,1 Millionen Euro gefördert.

Nach Abschluss der Entwicklung soll das System an allen deutschen Flughäfen einsetzbar sein. "Das von uns geförderte Projekt Falke schützt die Flughäfen wirksam vor illegal operierenden Drohnen. Das hat der erste Feldversuch eindrucksvoll bewiesen", erklärte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

Die bis zu 120 Kilometer pro Stunde schnelle Falke-Drohne kann Flugobjekte mit Radar und Sensortechnik erkennen und mit einer Kamera erfassen. Per Funkpeiler kann sie zudem den ungefähren Ort des Operators der illegal eingedrungenen Drohne ermitteln. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden die Daten zusammengeführt. Gibt der Einsatzleiter bei der Bundespolizei den Befehl zum Abfangen, schießt ein Netz aus dem Fluggerät, das die illegale Drohne umhüllt. Das gefangene Objekt hängt danach an einem dünnen Seil an der Abfangdrohne.

Ein "Abschießen" wie im militärischen Bereich kommt nicht infrage, weil das Einsatzgebiet in einer zivilen und meist bewohnten Umgebung liegt. Das Einfangen mit dem Netz verhindert, dass Teile auf Start- oder Landebahn fallen. Außerdem soll die gefangene Drohne intakt bleiben, um als Beweismittel in einem Strafverfahren dienen zu können. Das Falke-Gerät ist mit zwei Netzen ausgestattet und kann bis zu acht Kilogramm schwere Fänge transportieren.

Zwischen 2018 und März 2021 seien 27 Fälle bekannt geworden, bei denen Drohnen unerlaubt in den Luftraum deutscher Flughäfen eingedrungen seien. Wegen der Gefahren für die Sicherheit muss in solchen Fällen der Flugbetrieb unterbrochen werden. Die Wahrscheinlichkeit sei in solchen Fällen allerdings groß, dass es sich um eine Spielzeugdrohne handele und es nicht um einen terroristischen Anschlag gehe, sagte Scholl.

An dem Projekt sind neben der Hamburger Bundeswehr-Universität auch die Firmen Frequentis Comsoft und Hensoldt Avionics sowie Hensoldt Sensors beteiligt. Mit im Boot sind auch die Bundespolizei, die Deutsche Flugsicherung und die Lufthansa sowie der Anti-Terrorismus-Koordinator im Justiz- und Sicherheitsministerium der Niederlande.

Von den gut ein Dutzend Abfangversuchen über dem nördlichen Ende des Flughafengebiets habe am Dienstag und Mittwoch die Hälfte geklappt, sagte Scholl. Weitere Versuche am Donnerstag mussten abgesagt werden. Wegen des windigen Wetters wollten die für die Flugsicherheit verantwortlichen Behörden kein Risiko eingehen.

Der Name des Projekts, Falke, steht für "Fähigkeit des Abfangens von in gesperrte Lufträume eindringenden Kleinfluggeräten durch zivile Einsatzmittel". Ein ähnliches Projekt werde in den USA entwickelt, sagte Scholl. Das deutsche System sei aber weltweit am weitesten fortgeschritten.

(kbe)