Frankreich: Pegasus-Spyware bei fünf Regierungsmitgliedern gefunden

In Frankreich zieht der Skandal um Spyware der NSO Group immer weitere Kreise. Nun wurde sie laut einem Bericht auch auf Smartphones in der Regierung gefunden.

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(Bild: Tatoh/Shutterstock.com)

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In Frankreich haben Ermittlungsbehörden Spuren der Spionagesoftware Pegasus auf den Smartphones von drei Ministern und zwei Ministerinnen gefunden. Das berichtet die Online-Zeitung Mediapart unter Berufung auf ein nicht öffentliches Dokument. Auch eine sechste Person soll betroffen sein, deren Name aber nicht genannt wurde. Mit Technik der israelischen NSO Group überwacht wurden demnach Bildungsminister Jean-Michel Blanquer, Jacqueline Gourault (Ministerin für territorialen Zusammenhalt), Landwirtschaftsminister Julien Denormandie, Wohnungsministerin Emmanuelle Wargon und Überseeminister Sébastien Lecornu.

Infiziert wurden deren Geräte demnach zwischen 2019 und 2020, nicht alle waren zu der Zeit auch im selben Amt tätig, aber auch damals seien alle Teil des Kabinetts gewesen. Wie lange die Spionage dauerte und ob beziehungsweise welche Daten abgeflossen sind, ist laut Mediapart unklar. Zur Frage, ob Staatspräsident Emmanuel Macron persönlich betroffen ist, steht demnach nichts Konkretes in dem Dokument. Trotzdem handele es sich um die erste offizielle Bestätigung, dass sich der jüngste Skandal um die NSO Group auch auf Regierungsmitglieder erstreckt. In Frankreich hatte die Behörde für Informationssicherheit ANSSI Infektionen mit Pegasus bereits auf den Geräten von Journalisten bestätigt.

Mit dem Fund der Spionagesoftware auf den Geräten von Regierungsmitgliedern dürfte sich der Skandal nun weiter ausweiten. Auslöser waren Medienberichte Mitte Juli, denen zufolge die umstrittene Überwachungssoftware der NSO Group auf Dutzenden Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen und Geschäftsleuten gefunden worden war. Die jeweiligen Verantwortlichen konnten durch den weitreichenden Zugriff beliebig Daten abgreifen. Die NSO Group hat die Vorwürfe vehement bestritten und unter anderem einen Medienboykott verkündet. Während die für die Angriffe benutzte Technik aus Israel stammt, sind die jeweiligen Auftraggeber für die Attacken nicht immer bekannt, genauso wie die Motive. In den Fällen aus Frankreich wurde immer wieder das Königreich Marokko als Drahtzieher genannt.

(mho)