Fridays for Future: "Ohne uns wird nichts passieren"

Berlin, 24. September 2021. Bild: Fridays for Future Deutschland; FFF Berlin, Dominik Butzmann/ CC BY 2.0

Weltweit gingen am gestrigen Freitag Jugendliche auf die Straße, um von den Regierungen endlich aktiven Klimaschutz einzufordern

Die Klima-Jugendbewegung Fridays for Future bringt wieder Hunderttausende auf die Straße. Kurz vor den Bundestagswahlen hatte sie am gestrigen Freitag, wie berichtet, zum globalen Aktionstag aufgerufen. In über 70 Ländern waren etwas mehr als 1.400 Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet worden.

471 davon allein in Deutschland, wo von Flensburg an der dänischen Grenze bis nach Lörrach im äußersten Südwesten, von Bergen auf Rügen bis nach Görlitz an der Neiße Menschen auf die Straße gingen. 620.000 seien es insgesamt gewesen, schreibt Fridays for Future Deutschland in einer Pressemitteilung.

Das reicht nicht an den bisher für Deutschland größten Klimaaktionstag im September 2019 heran, als 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gingen. Doch angesichts der vielfältigen Schwierigkeiten durch die Pandemie ist die Teilnehmerzahl noch ganz ansehnlich. Die Schülerinnen und Schüler sind offensichtlich deutlich mobilisierungsfähiger als andere soziale Bewegungen, die zuletzt mit ihren deutschlandweiten Demonstrationen in Berlin eher gepatzt hatten.

"Während die Klimakrise in diesem Sommer sichtbar eskaliert, steigen die deutschen Emissionen so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Mit dem größten weltweiten Aktionstag seit Beginn der Pandemie, zeigen wir heute die Notwendigkeit für konsequente Klimagerechtigkeit, die kein Parteiprogramm bietet. Uns ist klar, dass die nächste Koalition die 1,5-Grad-Grenze ohne den massiven Druck aus der Bevölkerung nicht einhalten wird. Ohne uns wird nichts passieren."
Carla Reemtsma, Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland.

Auch viele ältere Menschen beteiligten sich an den Protesten, die jedoch von den oft sehr jungen Schülerinnen und Schülern dominiert wurden. Verschiedene Umweltorganisationen wie der BUND und der Nabu hatten gemeinsam mit dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac und anderen zur Beteiligung aufgerufen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme wurde unter anderem der Kohleausstieg bis spätestens 2030 gefordert. Alle neuen Autobahnprojekte müssten zudem gestoppt und stattdessen in einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr und in die Fahrradinfrastruktur investiert werden. Es brauche "ein festes Datum für ein sozialverträgliches Ende der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren bei PKWs festlegt. Unser Vorschlag ist ein Ausstieg vor 2030".

Weiter wurde "eine sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft" gefordert, die "für gute Löhne sorgt und einen solidarischen Sozialstaat schafft, damit Strom, Wohnen, Lebensmittel und Mobilität klimafreundlich und gleichzeitig für alle bezahlbar sind".

Außerdem wurden "klimaschädliche (Freihandels-)Abkommen wie CETA und das EU-Mercosur-Abkommen" sowie der EU-Energiecharta-Vertrag kritisiert, weil sie unter anderem geheime Schiedsgerichte vorsehen, vor denen Energiekonzerne gegen die Stilllegung von Kohlekraftwerken klagen können.

Besonders große Demonstrationen gab es hierzulande in Berlin, Hamburg, München und Köln. Auch im schleswig-holsteinischen Kiel gingen nach Veranstalter Angaben 9.000 Menschen auf die Straße, in Bonn und Freiburg jeweils etwa 10.000.

Aus Mainz wird von 6.000 Menschen berichtet, aus Frankfurt/Main von 15.000, aus Halle von 4.000. Über Klimaproteste in Bielefeld schreibt die Neue Westfälische von mehr als 3.000 Teilnehmern. Die Polizei sei von der Größe überrascht gewesen. Die Veranstalterinnen hatten 2.000 bis 2.500 erwartet.

International gab es Demonstrationen unter anderem in Kopenhagen, Montreal, in verschiedenen Regionen Ugandas und Bangladeschs, in Edinburgh und London, in Nairobi und Wien, in Prag, Delhi, Mailand, Turin, Wellington, Manila, Santiago de Chile und Buenos Aires.