Rug-Pol: Abzocke mit Non-fungible Tokens

Der Kunsthandel mit Kryptowährungen ist hochspekulativ. Kein Wunder, dass es dabei zu Betrugsfällen kommt. Ein absurder Fall rankt sich um die "Evolved Apes".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen

Abzocker Evil Ave holte sich Finanzspritzen für ein geplantes Affenspiel in Form von NFTs.

Lesezeit: 3 Min.

Auf der Plattform OpenSea für nicht austauschbare digital geschützte Objekte, sogenannte Non-fungible Tokens (NFT) hat der Anbieter "Evil Ape" Ende September 2021 digital gestaltete Affenbilder verkauft – zum Verkauf standen seit dem 24. September bis zu 10.000 Einheiten.

Mit der Auktion hat der böse Affe in Kryptowährung 798 Ether zu einem Gegenwert von 2,7 Millionen US-Dollar von Investoren eingesammelt und ist mit dem Geld seit Anfang Oktober spurlos verschwunden. Mit ihm verschwanden auch das OpenSea Konto, sein Twitter-Konto und die Webseite des Projekts. Dieses Betrugsverfahren, bei dem den Opfern der Teppich unter den Füßen weggezogen wird, heißt auch Rug-Pull.

Die Affen sind noch da, der Urheber "Evil Ape" ist weg – und mit ihm 2,7 Millionen US-Dollar.

Die Affen standen im Zusammenhang mit einem angeblich geplanten Videospiel, dessen YouTube-Trailer stark an Spiele wie Street Fighter erinnert. Evil Ape gab an, mit dem Geld das Spiel entwickeln und vermarkten zu wollen. Der Investor Mike_Cryptobull, der drei Ether für 20 Affen ausgegeben hatte und anonym bleiben wollte, forschte im Namen der Betroffenen nach.

Beim Verkaufsstart sei ihm die Kommunikation verdächtig unprofessionell erschienen, er habe es aber zunächst auf einen Mangel an Erfahrung geschoben. Er fand heraus, dass der Künstler, der die Affen entworfen hat, nicht für seine Arbeit bezahlt worden sei. Teilnehmer an einem Gewinnspiel, für das der Anbieter auf sozialen Medien warb, hätten ihre NFT-Preise nie erhalten.

Der Verkauf von digitaler Kunst als NFT ist über die OpenSea-Plattform hinaus populär. So wurde im September das mutmaßlich erste digitale Smiley für rund 200.000 Euro versteigert. Das berühmte Meme "Side Eyeing" Chloe ersteigerte eine Musikproduktionsfirma für 25 Ethereum (knapp 64.000 Euro). Die als NFT (Nicht-fungible Tokens) angebotenen "digitalen Kunstwerke" verhindern nicht, dass die damit verbundenen Dateien kopiert werden können. Mit der Blockchain-Urkunde soll man allerdings das Original erwerben.

Mit dem Erlös des NFT-Memes "Side Eying Cloe" möchte die Mutter von Chloe die Ausbildung ihrer Töchter finanzieren.

(Bild: Katie Clem/Lily & Chloe)

Die Plattform OpenSea listete die Evolved Apes weiterhin, nicht jedoch die Kollektion. Anders als Nifty Gateway kuratiert OpenSea das NFT-Angebot nicht, bietet damit einen niedrigschwelligen Einstieg, begünstigt allerdings auch Betrug. Offenbar gibt es immer noch Interesse an dem Videospielprojekt: Einige Betroffene des Rug-Pulls wollen es unter dem Namen "Fight Back Apes" fertigstellen. Eine Multisig-Wallet, bei der mehrere Teilnehmer eine Transaktion bestätigen müssen, soll es diesmal absichern – und damit verhindern, dass nicht ein Nutzer unbemerkt das komplette Geld des Projekts abgreift.

c’t magazin 23/2021

In c’t 23/21 lernen Sie die Tricks der Hacker kennen. Mit den passenden Tools knacken Sie vergessene Passwörter, finden Sicherheitslücken in Ihrem Netz und entschlüsseln Word-Dokumente. Außerdem analysieren wir, was Wordpress so einzigartig macht und helfen beim Einstieg und der Suche nach geeigneten Themes und Plug-ins. Die c't 23/21 finden Sie ab dem 22. Oktober im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk.

(akr)