Hypothetischer neunter Planet: Astronomen grenzen Suchgebiet deutlich ein

Bei einer ausgeklügelten Suche nach einem neunten Planeten am Rand des Sonnensystems sind zwei Forscher nicht fündig geworden. Sie bleiben aber zuversichtlich.

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Künstlerische Darstellung des hypothetischen neunten Planeten

(Bild: Caltech/R. Hurt (IPAC))

Lesezeit: 3 Min.

Zwei Astronomen, die seit Jahren nach einem neunten Planeten am Rande des Sonnensystems suchen, haben nun eingegrenzt, wo der zu finden sein sollte und wie andere danach suchen können. Mike Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) haben dafür die Datenbank der Himmelsdurchmusterung ZTF (Zwicky Transient Facility) mit einer neuartigen Methode durchsucht und danach simuliert, was sie hätten und nicht hätten finden können. Davon, dass Planet 9 da draußen ist, bleiben sie demnach überzeugt und ihre Ergebnisse bezeichnen sie als verbesserte Schatzkarte zur Suche danach. Eine erste Karte und grobe Charakteristika des bislang nur theoretisch beschriebenen Himmelskörpers hatten sie vor wenigen Wochen vorgestellt.

Wie Brown nun erläutert, sucht das ZTF unter anderem nach Objekten am Nachthimmel, die ihre Position vergleichsweise rasch verändern – also Kometen und Asteroiden. Über einen Zeitraum von drei Jahren seien 13 Millionen davon gefunden worden. Darin nach einem weit entfernten Planeten zu suchen, sei besonders schwierig, weil Objekte im Sonnensystem aus der Perspektive der Erde komplizierte Wege am Himmel zurücklegen. Deswegen sei man bei der Suche anders vorgegangen und habe die Daten dergestalt umgewandelt, dass sie zeigen, was aus der Perspektive der Sonne zu sehen wäre. Aus deren Sicht sind die Bewegungen deutlich simpler und entsprechen großen Kreisen. Leider habe man auch damit in den 13 Millionen Objekten keinen neunten Planeten gefunden.

Damit sei die Analyse aber nicht abgeschlossen: Weil man vorher errechnet habe, auf welchen Bahnen der neunte Planet um die Sonne kreisen sollte, habe man eine Sammlung von 100.000 simulierten Orbits in die ZTF-Daten eingefügt und ermittelt, auf wie vielen davon man fündig geworden wäre. 56 Prozent hätte man demnach entdeckt, aber 44 Prozent wären mit dem Zwicky Transient Facility nicht zu finden – beispielsweise wenn der Himmelskörper zu weit südlich am Himmel steht. Man habe die Daten aber so zusammengestellt, dass Interessierte nun selbst am Himmel suchen können – und gleichzeitig jene Regionen ignorieren können, die das ZTF bereits abgedeckt hat. Die nötigen Daten stehen zum Download bereit.

Brown und Batygin sind seit Jahren überzeugt, dass es weit hinter dem – inzwischen zum Zwergplaneten degradierten Pluto – noch einen großen Planeten im Sonnensystem geben muss. Als wichtigste Begründung dienen ihnen dabei auffällige Gemeinsamkeiten in den Umlaufbahnen mehrerer der am weitesten von der Sonne entdeckten Objekte im Sonnensystem. Ein neunter Planet, der sich genau auf einer fast spiegelverkehrten Bahn zu ihnen befindet, würde die erklären, meinen sie. Andere haben dem aber widersprochen. Über mehrere Jahre haben die beiden seitdem ihre Simulationen verbessert und gehen inzwischen davon aus, dass der hypothetische Planet mehr als 300 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt ist und ungefähr auf die sechsfache Masse der Erde kommt. Ihre jüngste Arbeit wird im Astronomical Journal erscheinen.

(mho)