So setzen Klimawandel und Energiewirtschaft dem Wald zu

Sehen nicht gut aus, die Kiefern. Bild: Boke9a, Pixabay

Niedersachsens Waldzustandsbericht veröffentlicht. Im Rheinland holzt derweil der dortige Braunkohlekonzern weiter ab

Den mitteleuropäischen Wäldern geht es schlecht; richtig schlecht. Wie sehr, das belegt exemplarisch der jüngst veröffentlichte niedersächsische Waldzustandsbericht, über den der Norddeutsche Rundfunk berichtet.

Demnach sind in dem nordwestlichen Bundesland die Bäume, vorrangig die Fichten, so stark geschädigt und abgestorben, dass auf 40.000 Hektar Freiflächen entstanden sind. Das ist eine Fläche von 20 mal 20 Kilometern, etwa halb so groß wie Berlin.

Die Ursache sind die starke Trockenheit der letzten Jahre, Stürme und Borkenkäfer, für die warmes, trockenes Wetter und geschwächte Bäume ideale Bedingungen geschaffen haben.

"Obwohl die Bäume gegenüber den Vorjahren besser mit Wasser versorgt waren, sind die Schäden 2021 weiterhin hoch", bilanziert Niedersachsens Forstministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) die Situation.

Im Jahr 2018 habe eine Entwicklung eingesetzt, wie sie seit Jahrzehnten nicht beobachtet worden sei. Insbesondere Fichten seien in hoher Zahl abgestorben.

In weiten Teilen Niedersachsens herrscht nach den Daten des Dürremonitors im tieferen Boden nach mehreren sehr regenarmen Sommern in Folge noch immer ungewöhnliche Trockenheit, in einigen sogar extreme Dürre.

Die Folgen sind mit bloßem Auge zu sehen. Die Baumkronen sind oft viel lichtdurchlässiger, als sein sollte. Kronenverlichtung nennt das der Fachmann. Seit drei Jahren ist diese auf dem höchsten Niveau seit 1984, heißt es im Hannoveraner Landwirtschaftsministerium.

"Diese Entwicklungen machen deutlich, wie sehr der Wald unter den Folgen des Klimawandels leidet. Gleichzeitig leisten Waldökosysteme einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Sie speichern Kohlenstoff, nehmen Niederschläge auf und kühlen ihre Umgebung."
Niedersachsens Forstministerin Barbara Otte-Kinast

Bedenkliche Entwicklung auch in NRW

Das benachbarte Nordrhein-Westfalen hat seinen diesjährigen Bericht noch nicht veröffentlicht, aber der dürfte kaum besser ausfallen. Auch dort hatte man im letzten Jahr die stärkste Ausdünnung der Kronen seit 1984 festgestellt.

Das hält jedoch den eng mit Landes- und Kommunalpolitik verwobenen Braunkohlekonzern RWE nicht davon ab, weiter ganze Wälder abzuholzen. Mitte der Woche traf es den Bochheimer Wald, ein etwa vier Hektar großes Waldstück in der Nachbarschaft des Tagebaus Hambach im Rheinland.

Ohne Vorankündigung hätten RWE-Mitarbeiter eine an dem Wald vorbeiführende Kreisstraße abgesperrt und mit deren Rückbau begonnen, schreibt der Kölner Stadtanzeiger.

Das Gelände soll mit einem Braunkohlebagger abgetragen werden. Allerdings geht es RWE nicht um die darunter liegenden Braunkohle, die nicht mehr abgebaut werden darf.

Offizielle Begründung ist vielmehr, dass Abraum für die Sicherung des Tagebaus benötigt wird. Nebenbei will der Konzern auch den unter den fruchtbaren obersten Bodenschichten liegenden Kies vermarkten. Auch das Holz der Alleebäume und des Waldes lässt sich bei den derzeit hohen Preise sicherlich gewinnbringend veräußern.

Das Nachsehen hat der Hambacher Forst, der durch den jetzigen Kahlschlag und die um ihn herum geführten Gruben zur ökologischen Insel in einer Industriewüste wird, einer Insel, der durch die tiefen Löcher um sie herum das Grundwasser entzogen wird.