Trotz Verbot: Tracking von iPhone-Nutzern geht angeblich munter weiter

Auch wenn Nutzer das Tracking verweigern, können Apps wie Facebook weiterhin Daten für gezielte Werbung sammeln. Apple scheint das bislang hinzunehmen.

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(Bild: chainarong06/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple lässt Werbefirmen wie Facebook und Snap angeblich ein Schlupfloch, um iPhone-Nutzer weiterhin zu tracken – auch wenn diese dem Tracking nicht zustimmen. Solange die Daten in anonymisierter und aggregierter Form erhoben werden, dürfen diese weiterhin geteilt werden, berichtet die Financial Times. Die Werbeplattformen stützen sich demzufolge auf eine lose Interpretation von Apples Datenschutzvorgaben, die die Identifikation einzelner Geräte untersagen. Es sei aber weiter möglich "Signale" auf Gruppenebene zu erfassen und Nutzer nach Aktivitäten zu gruppieren, um darauf zugeschnittene Werbung auszuliefern.

Die Wirtschaftszeitung beschreibt dies als einen "uneingestandenen Wechsel" bei Apple, merkt aber zugleich an, es bleibe unklar, ob der Konzern die eingesetzten Methoden absegnet. Kritisiert wird von der Financial Times, Apple gebe in Werbespots vor, dass eine Ablehnung des Trackings durch den Nutzer jegliches Werbe-Tracking beendet – das gehe an der Realität vorbei.

Facebook hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach über Einbußen durch Apples Tracking-Transparenz-Initiative beklagt, auch Snap vermeldete Einbußen. Einer Schätzung zufolge könnte Apples Opt-In den Werbeumsatz der Social-Media-Riesen um 10 Milliarden US-Dollar verringert haben. Firmen, die Werbung für ihre eigenen Produkte schalten, beklagen eine schlechtere Erreichbarkeit ihrer Zielgruppe – und damit etwa einen Schwund an Neukunden.

Einzelne Geräte für Anbieter-übergreifendes Werbe-Tracking zu identifizieren, ist Apps seit iOS 14.5 untersagt, solange keine explizite Einwilligung des Nutzers vorliegt. Lehnt der Nutzer die vom Betriebssystem eingeblendete Tracking-Nachfrage ab, können App-Anbieter nicht länger auf die Werbe-ID in iOS zugreifen. Neben der technischen Unterbindung setzt Apple auf eine vertragliche Verpflichtung, dann auch auf Werbe-Tracking zu verzichten: Die Verwendung anderer Techniken, um Geräte "eindeutig zu identifizieren", ist untersagt.

Die Werbebranche lotet bereits seit der Einführung im Frühjahr aus, mit welchen anderen Methoden Werbung möglichst zielgerichtet ausgeliefert werden kann – ohne eindeutige Geräteidentifizierung. Auch ohne Tracking-Einwilligung kontaktieren viele Apps weiterhin Analyse- und Werbedienste. Ein neuer App-Datenschutzbericht in iOS 15.2 wird in Kürze offenlegen, welche Domains Apps kontaktieren.

Apples Tracking-Verbot bezieht sich zudem nur auf Anbieter-übergreifendes Tracking. Einzelne Anbieter können also weiterhin Nutzerverhalten gebündelt zu Werbezwecken erheben, das macht auch Apple selbst – erst seit Kurzem fragt der Konzern dafür um Erlaubnis.

(lbe)