Belarus: Cyberangriff auf Staatsbahn soll russische Truppenbewegungen stören

Mit einem Cyberangriff auf die Staatsbahn in Belarus will eine Hackergruppe angeblich die Stationierung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine stören.

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(Bild: rodho/Shutterstock.com)

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Eine Hackergruppe hat nach eigenen Angaben einen Cyberangriff auf die Bahngesellschaft von Belarus ausgeführt, um unter anderem den Transport russischer Waffen und Truppen durch das Land zu erschweren. Einige Server, Datenbanken und Workstations der Staatsbahn seien verschlüsselt worden, um den Betrieb zu stören, erklärten die "Belarusian Cyber-Partisans". Man werde die Rückkehr zum normalen Betriebsablauf ermöglichen, wenn 50 politische Gefangene freigelassen werden, die am dringendsten medizinische Hilfe benötigen und russische Truppen Belarus verlassen.

Automatische Systeme und solche zur Gewährleistung der Sicherheit habe man ausgespart, um Notfälle zu vermeiden. Außerdem habe man auf den Gütertransport gezielt, um den Passagierverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, versicherte eine Sprecherin der Gruppe gegenüber AP.

Die "Belarusian Cyber-Partisans" bestehen laut eigenen Angaben aus etwa 20 bis 30 Personen. Zusammengefunden haben sie sich im Zuge der später blutig unterdrückten Proteste gegen das Regime von Alexander Lukaschenko nach den umstrittenen Wahlen vom August 2020. Sie bezeichnen sich als Hacktivisten, die gegen das Regime kämpfen. Seit ihr Gründung haben sie mit mehreren Hacks unter anderem von Sicherheitsbehörden auf sich aufmerksam gemacht. Mit den koordinierten Angriffen wollen sie "die Gewalt und Repression des terroristischen Regimes in Belarus beenden und das Land zurückbringen zu demokratischen Prinzipien und zur Rechtsstaatlichkeit", erklärten sie im vergangenen Jahr der MIT Technology Review.

Der Gruppe ist es bereits im Dezember gelungen, in die Netzwerke der Bahngesellschaft einzudringen, erklärte die Vertreterin der Nachrichtenagentur AP. Damals hätten sie bereits Signal- und Kontrollsysteme manipulieren können, hätten das aber aus Sicherheitsgründen unterlassen. Mit dem jetzt erfolgten Angriff wolle man nicht nur den russischen Truppenaufbau an der Grenze zur Ukraine stören, sondern auch Gütertransporte nach China, um damit dem Regime zu schaden.

Russland hatte in den vergangenen Wochen der NATO zufolge bis zu 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen, die Situation hat sich zuletzt immer weiter zugespitzt. Auch in Belarus wurden zuletzt russische Truppen zusammengezogen, der Kreml spricht von einem geplanten Manöver. Inwieweit der Cyberangriff das stören kann, ist noch nicht abzusehen.

(mho)