Symptome-Check: Ist es Erkältung, Allergie, Grippe oder COVID-19?

Eine kleine Checkliste für die erste Einschätzung, was einen da wohl angeflogen hat, wenn man sich krank fühlt.

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(Bild: Kelly Sikkema / Unsplash)

Lesezeit: 5 Min.

Die ersten Frühblüher verteilen ihre Pollen, das Schmuddelwetter kriecht in die Knochen und mit ihm die erste Erkältung des Jahres. Außerdem ist Grippe-Saison – COVID-19-Saison ist ohnehin. Wenn man sich derzeit krank fühlt, ist die wichtige Frage: Woran liegt es?

Ein Antigen-Schnelltest ist schnell gemacht, aber auch der ist nur bedingt zuverlässig und sollte einen selbst und die Menschen in der Umgebung nicht in falsche Sicherheit wiegen. Die Unterscheidung zwischen den vier saisonalen Krankmachern ist zwar nicht einfach, aber mit ein paar Faktoren, ist zumindest die Entscheidung, ob der Anruf beim Arzt auch bei negativem Antigen-Test angeraten ist, schnell gefällt.

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Eins haben Allergie, Erkältung, Influenza und COVID-19 gemeinsam: Wir fühlen uns krank, weil das Immunsystem arbeitet. Alle vier Auslöser haben als gängige Symptome Schnupfen, Husten und Abgeschlagenheit. Die Symptome können durchaus leicht sein und dennoch auf einen Infekt mit Influenza oder SARS-CoV-2 zurückgehen, denn bei einem guten Impf- oder Immunstatus zeigen sich auch bei Infektionen mit so gefährlichen Krankheitserregern nur schwache Symptome. Erst wenn die Infektionen einen gewissen Schweregrad haben, wird die Unterscheidung leichter. Allergien lassen sich jedoch von leichten Infektionen unterscheiden, indem man Antihistaminika einnimmt. Lindern diese die Symptome, sind derzeit Haselnüsse und Erlen schuld an dem Krankheitsgefühl.

Kommt beispielsweise erhöhte Temperatur oder sogar Fieber hinzu, kann die Allergie schon von der Liste gestrichen werden. Bleiben die Erkältung, Grippe und COVID-19. Alle drei sind virale Erkrankungen, die Erkältungsviren sind jedoch vielfältig und stammen aus unterschiedlichen Erregerfamilien: Adeno-, Coxsackie-, Rhino-, Respiratory-Syncytial-, Parainfluenza- und Enteroviren sind einige der wichtigsten Erreger. Und auch verschiedene Coronaviren gehören zu den typischen Erkältungsviren. Das macht die Unterscheidung zwischen einem sehr milden COVID-19 Verlauf und einer normalen saisonalen Erkältung schwierig.

Ein nach wie vor wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen COVID-19 und den anderen Virusinfekten ist der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes. Der tritt zwar auch bei einer starken Erkältung auf, kommt dabei aber schleichend über die verstopfte Nase. Ein – wie bei COVID-19 – neurologisch bedingter Ausfall des Geruchs- und Geschmackssinns, tritt schnell ein und ist nicht an die triefende, verstopfte Nase gekoppelt. Ein starker Schnupfen ist ohnehin eher ein Indiz für eine Erkältung als für eine Influenza oder COVID-19-Infektion – und wer stark Niesen muss, kann sich fast schon sicher sein, eine einfache Erkältung zu haben. Husten, besonders trockener, deuten dagegen auf ein Virus hin, das sich in den Atemwegen ausbreitet.

Ein weiteres Merkmal, dass bei Erkältungen selten auftritt, für Grippe und COVID-19 jedoch sehr typisch ist, ist das starke Erschöpfungsgefühl: bleierne Müdigkeit, die jedes Aufstehen zu einem fast unüberwindlichen Kraftakt macht. Kommen noch Kopfschmerzen hinzu, sind das zwei gute Gründe, Ärztin oder Arzt zu kontaktieren, denn dann treffen gleich zwei typische Symptome für Grippe und COVID-19 aufeinander. Ebenfalls typisch für diese beiden Infekte sind generelle Schmerzen – Muskeln, Knochen, Gelenke: alles tut weh. Diesen Dreiklang aus Erschöpfung, Kopf und Gliederschmerzen lösen nicht die Viren selbst aus, sondern die Reaktion des Immunsystems auf die Infektion. Das Immunsystem nimmt den viralen Eindringling wahr und reagiert in einer schnellen, angeborenen Reaktion mit dem Ausschütten des Botenstoffs Interferon darauf. Die Schmerzen und Abgeschlagenheit sind sozusagen eine unerwünschte Arzneimittelwirkung aus unserem eingebauten Medikamentenschrank.

Eine weitere Nebenwirkung des Interferons sind Fieber und Schüttelfrost. Je heftiger die Abwehrreaktion, desto heftiger dreht das Immunsystem an der Kerntemperatur. Leicht erhöhte Temperatur gehört deshalb auch zu einer schweren Erkältung. Steigt die Temperatur jedoch bei Kopf- und Gliederschmerzen und ohne "Rotznase" bis zum Fieber, versucht das Immunsystem gerade die Oberhand über ein ernstzunehmendes Virus zu bekommen.

Auch wenn die Symptome von Grippe und COVID-19 sich durch die heftige Immunabwehr stark ähneln – ein typisches Unterscheidungsmerkmal gibt es: Eine Infektion mit SARS-CoV-2 verschlimmert sich langsam über mehrere Tage. Eine Influenza kommt in der Regel überfallartig. Von vollkommen gesund bis sehr krank vergehen in der Regel nur wenige Stunden.

Die Sicherheit, ob einen Influenza, SARS-CoV-2, noch ein anderes Virus oder sogar Influenza und COVID-19 zugleich an das Bett fesseln, kann jedoch nur ein PCR-Test liefern.

(jsc)