Meeresschutz: Wie Japan die Plastiksuche im Ozean automatisieren will

Die Uni Nagasaki hat ein Robotersystem entwickelt, das halbautonom Plastikmüll findet. Beim Projekt Ikkaku geht es um eine großangelegte Reinigung der Ozeane.

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Müll im Meer.

(Bild: Photo by Naja Bertolt Jensen on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Einige Unterwasserroboter von Ikuo Yamamoto haben schon weltweit Aufmerksamkeit erregt, seine lebensecht wirkenden Nachbauten von Fischen zum Beispiel. Nun hat sich der Professor der Universität Nagasaki einem der größten Probleme für maritimes Leben verschrieben: der Beseitigung von Plastik in Ozeanen.

Voriges Jahr stellte sein Team ein Tauchrobotersystem vor, das mit einem autonomen Schiffsroboter (ASV) und einem ferngesteuerten Unterwasserroboter (ROV) zusammenarbeitet, um die Wasseroberfläche, das Wasser selbst sowie den Meeresboden nach Müll absucht.

"Durch diese Integration des neu entwickelten ASV und ROV haben wir einen Schiffsroboter entwickelt, der Meeresmüll effizienter als je zuvor untersuchen kann", erklärte das Team die Bedeutung ihrer Entwicklung, die sich nun in der Erprobung befindet. Das eigentliche Ziel ist allerdings höher gesteckt: Yamamoto will damit zur Entwicklung eines Systems beitragen, dass die Entsorgung von Meeresmüll automatisiert.

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Plastikmüll ist schon lange eine Pest der Meere. Dabei handelt es sich nicht nur um die Massen an Tüten, Flaschen und anderen Materialien, die an der Meeresoberfläche oder unter Wasser treiben. Fische schlucken die Polymere, entweder ganz oder fein zerrieben in Mikropartikel und sammeln so Plastik in der Nahrungskette an.

Zudem sinkt ein Großteil des Mülls auf den Meeresboden. 80 Millionen Tonnen sollen sich bereits angesammelt haben, schreibt der World Wildlife Fund. Weltweit versuchen daher verschiedene Projekte, das Problem zu lösen. Professor Yamamoto ist dabei seit 2019 federführend an einem der ambitioniertesten japanischen Vorhaben beteiligt: dem "Projekt Ikkaku" (Projekt Narwal).

Dabei handelt es sich laut den Organisatoren um einen "hyper-interdisziplinäres" Versuch, die Herausforderung Meeresmüll umfassend mit drei Teams anzugehen. Die "Debris-Watcher" entwickeln Techniken, um das schädliche Treibgut aufzuspüren. Team 2 entwickelt autonome Systeme, die selbst Mikroplastik aufnehmen und recyceln können. Team 3 sucht nach Ideen, aus dem Müll Produkte herzustellen, die die Menschen auch emotional für die Problematik sensibilisieren.

Yamamoto ist der Vizechef der ersten Arbeitsgruppe. Ein Manko war bisher, dass die Spurensuche aus der Luft mit Satelliten oder Drohnen oder auf dem Meer mit Schiffen stattfinden muss. Mit Tauchrobotern kann die Suche auch kostengünstiger auf den Meeresboden ausgedehnt werden.

Yamamotos Labor hat daher bisherige Tauchroboter für Unterwasserinspektionen für die neue Aufgabe weiterentwickelt. Das erste Ergebnis ist ein System, das aus zwei Fahrzeugen besteht. Das Hauptgerät, gewissermaßen das Mutterschiff, ist ungefähr 1,40 Meter lang, 1,1 Meter breit, 30 Kilogramm schwer und schwimmt an der Oberfläche.

Es dient damit nicht nur als Startposition eines fernbedienten Tauchroboters, sondern kann mit einer schwenkbaren Kamera auch die Meeresoberfläche überwachen. Mit dem Mini-U-Boot können die maritimen Müllmänner und -frauen dann in Echtzeit die Gewässer, Riffe und den Boden nach Plastik durchsuchen.

Das System kann auch für andere Unterwasserinspektionen eingesetzt werden, zum Beispiel von Brückenpfeilern, schwimmenden Windkraft- oder Hafenanlagen. Als nächsten Schritt will Yamamoto einen Roboter entwickeln, der automatisch Wasserproben einsammelt. Yamamoto ist zuversichtlich für seine Ideen.

Diese Meeresmüllroboter könnten genaue Bilder von der Menge und der Lage des Mülls machen, sogar entlang einer komplizierten Küstenlinie, die für Menschen schwer zugänglich ist, erklärte er gegenüber japanischen Medien. "Durch die Zusammenarbeit von Regierung, Industrie und Wissenschaft möchten wir der Welt die Effektivität dieser Roboter zeigen und sie populär machen."

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(jle)