STMicro: Europäischer Chiphersteller schon für ganz 2022 ausgebucht

Die französisch-italienische Firma STMicro, die viele Chips für Autos liefert, verdient mächtig am Chipmangel mit und baut ihre Kapazitäten massiv aus.

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Ein System-on-Chip für Autos, das aus einer Kooperation zwischen Mobileye und STMicro stammt, s. ST-Logo.

(Bild: Intel / Mobileye)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mark Mantel

Der europäische Chiphersteller STMicroelectronics verdient an dem globalen Chipmangel gut mit: Bei einem Umsatzanstieg von 25 Prozent auf 12,8 Milliarden US-Dollar explodierte der Gewinn um 81 Prozent auf 2 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig stieg die operative Marge von 12,9 auf 19 Prozent. Heißt: STMicro verkauft die eigenen Chips inzwischen teurer als noch im Jahr 2020.

Der Lauf wird auch 2022 weitergehen, denn sämtliche Halbleiterkapazitäten sind bereits für das komplette Jahr und darüber hinaus ausgebucht. Der aktuelle Bestellrückstand liegt bei 18 Monaten. STMicro erwartet daher erst ab 2023 eine Besserung der Liefersituation, insbesondere bei der Autoindustrie, die das Unternehmen hauptsächlich beliefert. STMicro-Chef Jean-Marc Chéry betonte in der Analystenkonferenz, dass die Lager in der kompletten Automobil-Lieferkette leer gefegt sind.

STMicros Marge und Umsatz stiegen in allen Geschäftsbereichen.

(Bild: STMicro)

Den hohen Gewinn nutzt STMicro zum Ausbau der eigenen Fertigungskapazitäten. Investierte die Firma 2020 noch 1,28 Milliarden US-Dollar, waren es 2021 rund 1,83 Milliarden. Geplant waren zusätzliche 300 Millionen US-Dollar, die aufgrund von Verzögerungen bei Halbleiterausrüstern aber auf der Strecke blieben. Hersteller von Belichtungsmaschinen wie ASML sind ebenfalls von dem Chipmangel betroffen.

Im Jahr 2022 will STMicro 3,4 Milliarden bis 3,6 Milliarden US-Dollar investieren. Etwa 2,1 Milliarden fließen in den Ausbau dreier Halbleiterwerke in:

  • Crolles, Frankreich (300-mm-Wafer für Logikchips),
  • Catania, Italien (150-mm-Wafer mit Siliziumkarbid-[SiC-]Leistungshalbleitern) und
  • Singapur (200-mm-Wafer für Analogschaltungen, 150-mm-Wafer mit Siliziumkarbid-[SiC-]Leistungshalbleitern)

900 Millionen US-Dollar investiert STMicro in die ersten Produktionslinien des neuen Halbleiterwerks in Agrate Brianza, Italien, in die Weiterentwicklung von Galliumnitrid-(GaN-)Halbleitern sowie in Initiativen zur Beschaffung von Siliziumkarbid-(SiC-)Rohmaterial. GaN und SiC sind für Elektroautos, E-Bikes, Akkulader sowie Solar- und Windenergie wichtig.

Bei den Fertigungsprozessen konzentriert sich STMicro auf Strukturbreiten von 40 Nanometern und gröber, die bei Autoherstellern auch langfristig gefragt sein sollen. CEO Chéry glaubt, dass Autohersteller in den nächsten zehn Jahren noch zu 85 Prozent Halbleiter mit Strukturen von 90 bis 60 nm einkaufen werden.

Im Jahr 2024 will STMicro 1 Milliarde US-Dollar mit SiC-Halbleitern umsetzen – der langfristige Marktanteil soll bei 30 Prozent liegen. Um Lieferengpässe zu umgehen, will die Firma eigene SiC-Roh-Wafer herstellen.

Die Börse nahm die Bekanntgabe der Geschäftszahlen negativ auf. Im Monatsvergleich hat der Aktienwert um etwa 10 Prozent abgenommen.

(mma)