Telepolis erhält Grimme Online Award

Die prämierten Angebote zeigten, dass "die konsequente Nutzung der kommunikativen Potenziale des Internet und originelle Einfälle zum Erfolg führen", erklärte die Jury zur Verleihung der Grimme Online Awards.

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Von
  • Jürgen Kuri

Telepolis, das Magazin der Netzkultur, ist mit dem diesjährigen Grimme Online Award in der Kategorie "Medien-Journalismus" ausgezeichnet worden. "Das gesamte Telepolis-Team freut sich über diese Auszeichnung", sagte Chefredakteur Florian Rötzer auf der Preisverleihung im Düsseldorfer Kunstpalast. Dabei bedankte er sich vor allem bei den vielen freien Autoren für ihre Mitarbeit an dem Online-Magazin. "Unbestechlich, unabhängig von den großen Verlagshäusern und deren kommerziellen Interessen, fachmännisch und auf hohem Niveau werden hier wichtige Themen schon diskutiert, wenn sie für die meisten Webangebote noch nicht einmal in der Themen-Planung sind", heißt es in der Begründung der Jury für die Verleihung des Preises an Telepolis.

Die Jury des Grimme-Instituts hatte aus über 1.600 Vorschlägen der Internet-User insgesamt 36 Nominierungen in die Endausscheidung geschickt. "Das Netz muss mehr Wagemut zeigen als bisher", so heißt es im Fazit, das für die Jury aus ihrem Auswahlprozess resultierte: "Das technisch Machbare scheint bei vielen Angeboten nach wie vor die eigentliche Triebfeder zu sein." Die prämierten Angebote zeigten aber, dass "die konsequente Nutzung der kommunikativen Potenziale des Internet und originelle Einfälle zum Erfolg führen". Das Netz mache auch nach dem Hype nicht nur Sinn, sondern auch Spaß.

Ausgezeichnet wurden die besten Internetauftritte in den Kategorien "TV", "Web-TV" und "Medien-Journalismus", außerdem wurde der Förderpreis Medien-Kompetenz in den Unterkategorien "Professionals" und "Newcomer" vergeben. Für die Kategorie "Medien-Journalismus" wurden fünf Internetangebote nominiert; Telepolis, das der Verlag Heinz Heise herausgibt, der auch heise online betreibt, konnte sich gegen die Kolumne "Altpapier" der netzeitung, wunschliste.de, ddr-tv.de.vu und nachrichtenaufklaerung.de durchsetzen. In der Kategorie "TV" erhielten die Begleit-Site zur Fernsehdiskussion über Stammzellenforschung der WDR-Sendung "Hart aber fair" sowie Das Ding des SWR den Grimme Online Award. In der Kategorie "Web-TV" setzte sich Borschts Welt durch. Den Förderpreis Medienkompetenz erhielten Democracy online today, Bielewelt, die Robokutschpiloten-Rallye sowie jetzt.de, die Internet-Site des Jugendmagazins der Süddeutschen Zeitung. Den IntelPublikumsPreis, der durch eine Abstimmung im Internet entschieden wurde, erhielt Was guckst du von Sat1.

Das Adolf Grimme Institut zählt sich nach seiner eigenen Selbstdarstellung zum "kleinen Kreis renommierter Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen in Europa, die sich mit Fragen der Medienpolitik und Kommunikationskultur befassen". Es verstehe sich als Forum für die "kommunikationspolitische Debatte in der Bundesrepublik Deutschland" und leiste "medientheoretische und medienpraktische Bildungsarbeit". Zu den der Öffentlichkeit bekanntesten Aktivitäten dürfte aber die Verleihung des Adolf Grimme Preises gehören; mit der seit 1964 vergebenen Auszeichnung werden TV-Produktionen und Fernsehleistungen prämiert, "die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und nach Inhalt und Methode Vorbild für die Fernsehpraxis sein können".

Der Grimme Online Award, der dieses Jahr zum zweiten Mal vergeben wird, soll Ähnliches für die Welt der Online-Medien leisten. Der Award in der Kategorie "Medien-Journalismus" zeichnet dabei herausragende Angebote im Bereich des Online-Journalismus aus, die für das Internet verfasst worden sind und sich inhaltlich mit dem Medium Fernsehen und mit anderen publizistischen Medien auseinandersetzen. Er prämiert zudem Online-Formate und Projekte, die medienübergreifend neue Beziehungen zwischen dem Internet und dem Fernsehen sowie anderen publizistischen Medien herstellen.

Seit der CeBIT 1996 ist Telepolis -- das Magazin der Netzkultur online; vier bis fünf neue Beiträge zu Politik, Wissenschaft, Gesellschaft, Kunst, Musik, Buch und Online-Publishing veröffentlicht die Redaktion täglich im Aktuell-Teil. Hinzu kommen regelmäßig Artikel zu den zahlreichen Schwerpunktthemen, wie beispielsweise Infowar, Bio-Technik, Weltraum, Echelon oder Libertäre Ideologie, die in der Rubrik "Specials" zusammengefasst sind. Unter "Kolumnen" finden sich Beiträge renommierter Autoren -- darunter beispielsweise auch Stanislaw Lem -- zu ihren Spezialthemen, wie etwa Stadtentwicklung oder Aufmerksamkeitsökonomie. Im "Netzraum" bietet Telepolis einen experimentellen Spielplatz an, der über journalistische Themen hinausgeht. Seit dem Jahr 2000 erscheint im Verlag Heinz Heise außerdem eine Telepolis-Buchreihe. Die einzelnen Bücher konzentrieren sich auf jeweils ein Telepolis-Thema und enthalten speziell in Auftrag gegebene Artikel anerkannter Fachjournalisten und Wissenschaftler aus dem internationalen Autorenkreis des Online-Magazins. (jk)