Minority Report -- die Gegenwart der Zukunft

In den USA ist der Film "Minority Report" von Steven Spielberg gestartet; der Film basiert auf einer Story von Philip K. Dick -- und Nokia ist einer der Hauptsponsoren.

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Von
  • Detlef Borchers

In den USA ist der Film "Minority Report" von Steven Spielberg mit Tom Cruise in der Hauptrolle gestartet. Der Science-Fiction-Film spielt im Jahre 2054, in dem Mörder verhaftet werden, bevor sie ihre Taten begehen. Drei Precogs, präkognitiv begabte Menschen, sagen die Zukunft voraus und erstellen Listen für die Polizeitruppe. Gibt es Unstimmigkeiten unter den Voraussagen, entscheidet die Mehrheit, der Minderheits-Bericht wird gelöscht. Der Film handelt davon, wie John Anderton (Tom Cruise), der Leiter der Verbrechensbekämpfung, eines Tages selbst auf der Liste derer steht, die einen Mord begehen werden.

Minority Report basiert auf einer Kurzgeschichte des Amerikaners Philip K. Dick, der schon den Stoff für Filme wie Blade Runner, Total Recall und die Truman Show lieferte. Als Science-Fiction-Autor abgestempelt, kämpfte Philip K. Dick Zeit seines Lebens mit Angstzuständen, mit seinem Verfolgungswahn und den Folgen seines Drogenkonsums. Stets misstraute er der Wirklichkeit: "Die Wirklichkeit ist das, was übrigbleibt, wenn man aufgehört hat, daran zu glauben", schrieb er 1982 kurz vor seinem Tod.

Ein Blick auf die Wirklichkeit des Jahres 2054 ist aufschlussreich. Technik wird sparsam eingesetzt und geht kaum über das hinaus, was heute möglich ist. Retina-Scanner sind überall zu finden, die Autos fahren mit Elektromotor, sind aber schnittig wie eh und je. Wie die Karossen von Lexus gesponsort werden, so kommen die Telefone von Nokia. Die Film-Telefone (siehe Bild) wurden vom Nokia-Chefdesigner Frank Nuovo entworfen, der sich in der Pressemeldung weitsichtig gibt: "Auch wenn es zu unserer täglichen Aufgabe gehört, Designkonzepte für mobile Endgeräte der Zukunft zu entwerfen, so lieferte der Film doch die einmalige Gelegenheit, noch weiter in die Zukunft zu blicken und sich vorzustellen, wie Menschen im Jahr 2054 miteinander kommunizieren." Bei aller Vision kommen die Telefone der Zukunft dem Betrachter doch sehr bekannt vor: sie ähneln den seifenförmigen UMTS-Studien, die seit Jahren auf das neue Wundernetz vorbereiten sollen. Nokia selbst benutzt Motive aus dem Minority Report, um mit dem Film-Slogan "The Future can be seen" für sein neues Mobiltelefon 7650 zu werben, das mit eingebauter Kamera kommt.

Der Minority Report ist ein älteres Projekt von Regisseur Spielberg, das zeitweilig auf Eis lag und erst nach den Ereignissen vom 11. September wieder aufgenommen wurde. Somit reflektiert der Film die Sehnsucht, den Terror vor der Tat zu ersticken, ein mörderfreies Land zu bekommen, wie es in einer kritischen Parodie heißt. Auch die derzeit fragwürdige Behandlung mutmaßlicher Terroristen durch die US-Behörden wird in diesem Kontext kritisiert. Der neue Spielberg soll Anfang Oktober in die deutschen Kinos kommen. Kurz vorher soll im Heyne Verlag von Philip K. Dick unter dem Titel "Der unmögliche Planet" eine Sammlung von Geschichten erscheinen, die den Bericht der Minderheit enthält. (Detlef Borchers) / (jk)