Google I/O: Android 13 bietet mehr für Blinde und Gehörlose

Bessere Braille-Unterstützung, Auswertung von Bilddateien, einen neuen Screenreader, personalisierte Geräuscherkennung und mehr zeigt Google auf der I/O.​

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Im Bild ist der Rücken eines in einem Rollstuhl an einem Konferenztisch sitzenden Google-Entwicklers. Auf seinem Kaputzenpullover prangt der Schriftzug Google, wobei die beiden O durch Braille ersetzt sind, und das L durch die Gebärde für den Buchstaben L in der Amerikanischen Gebärdensprache.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
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Android senkt Barrieren für Nutzer mit Behinderungen sowie für User, die situationsbedingt eingeschränkt sind. Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O präsentiert Google zahlreiche Verbesserungen, die in den kommenden Wochen und Monaten für Android-Geräte zu haben sein werden.

Ein neuer Accessibility Reader wird Menschen mit eingeschränkter Sehkraft helfen, lange Texte am Bildschirm zu lesen. Die App soll Ablenkungen reduzieren und erlauben, Text sowie Zwischenräume zu vergrößern und schlecht programmierten Kontrast zu heben. Außerdem haben Benutzer die Möglichkeit, sich den Text parallel zum Lesefortschritt von einer computergenerierten Stimme vorlesen zu lassen. All das passiert direkt auf dem Endgerät sowohl für Inhalte von Webseiten als auch von Apps. Eine Datenverbindung zu Googles Servern ist nicht erforderlich.

Für Sehschwache wie Blinde sind Verbesserungen der App Lookout gedacht. Die erstmals auf der Google I/O 2018 öffentlich präsentierte App Lookout nutzt Bild- und Texterkennung, um Sachen sowie Text in der unmittelbaren Umgebung zu erkennen und dem User in Echtzeit anzusagen. Das unterstützt selbstbestimmten Alltag. Neu ist, dass Lookout auch Fotografien auswerten wird.

Lookout soll eigene Bildzusammenfassungen erstellen und sie mitsamt den von den Autoren von Webseiten und Apps geschriebenen Alternativtexten ausgeben; so können Nutzer vergleichen, ob der Autor sein Augenmerk auf andere Aspekte des Bildes gelegt hat als Googles Algorithmen. Produktmanager Scott Adams umriss in seiner Präsentation die Herausforderung für das maschinelle Lernen zur Bildauswertung. Die Balance zwischen ausreichend und zu viel Information zu finden, sei schwierig, zumal das auch von Situation und Anwendungsfall aushängt.

Daher konzentriert sich die ab 2. Juni erhältliche Betaversion von Lookout 3.0 zunächst auf Fotos aus den Nachrichten sowie aus sozialen Netzwerken. Zunächst wird eine Zusammenfassung des Bildes ausgegeben, dann folgen ausgewählte Details. Beispielsweise werden Personen als Erwachsene oder Minderjährige klassifiziert, zudem die Farbe ihrer Oberkörperbekleidung mitgeteilt. Im Bild versteckter Text wird mittels Texterkennung (OCR) ausgewertet und ausgegeben.

Generell ist Lookout vorsichtig: Es teilt nur mit, wenn der Algorithmus meint, mit hoher Sicherheit richtigzuliegen. Und alle Auswertungen erfolgen ausschließlich lokal auf dem Endgerät. Manche Funktionen werden zu Beginn nur auf Englisch unterstützt, doch weitere Features und Sprachen sollen folgen.

Android 13 wird eine erneuerte Talkback-App bieten, die die bisher separat verfügbare BraileBack-Appp für Braille-Displays in sich vereint. Braille-Display-Anwendern verspricht Google verbesserte Navigation, zusätzliche Befehle und die Möglichkeit, Texte über ihr Braille-Display auch zu bearbeiten oder neu einzugeben.

Googles App Live Transcribe hat zunächst durch Verschriftlichung gesprochener Sprache auf sich aufmerksam gemacht, was inzwischen in über 80 Sprachen und Dialekten läuft. Datenschutzfreundlich ohne Datenverbindung kann das in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch und Spanisch genutzt werden.

Geräuscherkenung mit Androids Live Transcribe (5 Bilder)

Android-Notifikation über Geräusch laufenden Wassers
(Bild: Google)

Seit 2020 erkennt Live Transcribe auch Alltagsgeräusche wie Türklopfen, Babygeschrei, laufendes Wasser, Alarme oder Hundegebell und informiert den User entsprechend auf Handy oder Smartwatch. Vor einem Jahr, auf der Google I/O 2021, hat Google individuelle Anpassungen Live Transcribes in Aussicht gestellt. Hat ein Haushalt etwa eine ungewöhnliche Türklingel, die wie Vogelgezwitscher klingt, soll das Handy darauf trainiert werden können. Dieses Dienstmerkmal soll jetzt aber wirklich bald kommen.

Für die Android-Anwendung Sound Amplifier kündigt der Datenkonzern ein Update an, das neben einem neuen Design bessere Geräuschunterdrückung (noise cancelling) liefern soll. Sound Amplifier nimmt sowohl Umgebungsgeräusche als auch vom Android-Handy erzeugte Tonausgaben und leitet sie verstärkt zu einem verbundenen Kopfhörer. Das kann Schwerhörige im Alltag unterstützen.

Eine Milliarde Menschen ist in der einen oder anderen Weise motorisch oder Sinnes-eingeschränkt. Hinzu kommen situationsbedingte Einschränkungen, die jeden treffen. Beispielsweise wenn man in hellem Sonnenlicht eine Bildschirmanzeige nicht deuten kann, aufgrund lauten Lärms Tonausgaben nicht hört, oder einfach eine Taste nicht drücken kann, weil man beide Hände voll hat. Daher investiert Google laufend in Barrierefreiheit, wobei maschinelles Lernen ein immer größere Rolle spielt.

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(ds)