Google I/O: Neue User sind großer Markt

3 Milliarden neue User gibt es seit 2015. Ein Riesenmarkt für App-Betreiber. Für die Zielgruppe zu bauen, führt zu besseren Apps für alle, sagt Google.​

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Jede Woche kommen Millionen Menschen erstmals online. Seit 2015 sind es über drei Milliarden. Ihre Online-Erfahrung beginnt in aller Regel auf einem Mobiltelefon. Sie haben keine digitale Erfahrung, schwankende Internetanbindung und meist geringes Selbstvertrauen im Umgang mit ihrem Gerät. Oft beherrschen sie mehrere Sprachen, jedoch mit eingeschränkten Lese- und Schreibfähigkeiten. Den Nutzen digitaler Angebote erkennen sie bisweilen nur bedingt. Wer diese User ignoriert, ignoriert einen riesigen Markt, betont Google.

Unter dem Schlagwort "Next Billion Users" (die nächste Milliarde Anwender) erforscht Google seit Jahren die Anwendungsbedingungen, Bedürfnisse, Erfahrungen und Zugänge neuer Nutzer. Während weltweit 30 Prozent der installierten Apps binnen 30 Tagen wieder gelöscht werden, sind es in einer Reihe Schwellenländer 60 Prozent. App-Betreiber verlieren die mit Aufwand gewonnen Kunden also gleich wieder. Das muss so nicht sein, meinen Googles Experten, und gaben auf der Entwicklerkonferenz Google I/O Tipps.

Zunächst müsse das Marketing für eine App oder Webseite vermitteln, was sie dem Nutzer bringt – und die Kernbotschaften des Marketings müssten sich beim Öffnen der App oder Webseite widerspiegeln. Das helfe neuen Anwendern zu verstehen, dass das Angebot für sie wertvoll sein kann.

Für viele der neuen User ist ihr Endgerät eine erhebliche Investition, auf die sie lange Zeit gespart haben. Jetzt haben sie zwar ein Handy, doch fehlt ihnen nicht bloß die Erfahrung im Umgang mit digitalen Interfaces, sondern auch das Selbstvertrauen. Die Angst, etwas falsch oder gar kaputtzumachen, ist weit verbreitet. Das behindert die Erkundung des Geräts und seiner Möglichkeiten.

Nicht wenige User sind theoretisch schon seit Jahren online, nutzen aber nur einzelne Dienste, etwa Messaging oder Routenführung, lassen alles andere links liegen. Apps und Webseiten, die ihre Anwender anleiten und ihnen digitales Selbstbewusstsein einimpfen, sind da klar im Vorteil. Zu möglichen Maßnahmen gehören Anleitungen, die die Bedienung erklären, ebenso wie Personalisierungsmöglichkeiten unter bewusstem Verweis auf Datenschutz.

Welche Sprache mehrsprachige User bevorzugen, hängt tendenziell vom Kontext ab. Google empfiehlt, zwei Auswahlmöglichkeiten anzubieten, wo User eine Sprache für die Bedienerführung auswählen können, aber mehrere Sprachen für Inhalte. Beispielsweise in Googles Browser Chrome ist das so umgesetzt.

Ah, hier geht es zum Amphitheater! Oder zur Pizzabude? Was hat sich der Dichter bei diesem Symbol gedacht?

(Bild: Fabián Alexis/Antü Plasma Suite CC BY-SA 3.0)

Bei Auswahl und Gestaltung der Bedienelemente gelte es zu beachten, dass sie nicht unbedingt so allgemein verständlich sind, wie erfahrene User meinen würden. Wischgesten sind nicht gottgegeben; Bilder, Icons und sogar Farben können in anderen Kulturen anders interpretiert werden. "Jemand kann auf denselben Bildschirm schauen wie Sie, aber etwas völlig anderes sehen als beabsichtigt war", erinnerte Nicole Naurath, die bei Google im Bereich Nutzererfahrung forscht, "Das führt zu Verwirrung."

Google selbst habe festgestellt, dass der als kreisrunder, weißer Bereich ausgestaltete Auslösebutton für die Kamera oft nicht als solcher erkannt wurde. User hatten keine Ahnung, dass er überhaupt zur Bedienung von etwas gedacht war. Nachdem die App-Designer den stummen Kreis zum Pulsieren gebracht hatten, stieg die Nutzung deutlich an. Animationen seien außerdem dann hilfreich, wenn der Anwender auf ein Ergebnis warten muss – sie können verdeutlichen, dass im Hintergrund etwas abläuft.

Solche und weitere Tipps für App-Betreiber und Webdesigner stellt Google auf einer eigenen Webseite zur Verfügung. Ziel sei keineswegs, bloß Neulinge anzulocken, unterstrich Naurath: "Wenn Sie für neue User programmieren, programmieren Sie eine bessere Nutzererfahrung für alle." Das schlage sich in höheren Nutzungsraten deutlich nieder.

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(ds)