Deutsche fürchten Verstrickung in Ukraine-Krieg

Umfrage: Große Mehrheit ist besorgt, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen wird

Eine große Mehrheit macht sich aktuell Sorgen, dass Deutschland in den Ukraine-Krieg hineingezogen wird. Laut einer Befragung des ARD-DeutschlandTrends, durchgeführt am Dienstag und Mittwoch dieser Woche, trifft dies auf 63 Prozent der Bundesbürger zu.

Worauf sich die Sorge im Einzelnen genauer bezieht, was "Hineinziehen" konkret bedeuten könnte, hat die Befragung von 1.226 Personen (802 Telefoninterviews und 424 Online-Interviews) nicht in weitere Kategorien aufgeschlüsselt. So etwa wurde die Frage nach der Haltung zur Lieferung schwerer Waffen zur Unterstützung der Ukraine diesmal nicht gestellt. Ende April brachte sie ein gespaltenes Ergebnis: Jeweils 45 Prozent dafür und dagegen.

Ängste, die damit verbunden sind, werden jedoch schon angesprochen, wenn auch nicht ausdrücklich: "Die Bundesregierung sollte sich in der Unterstützung für die Ukraine besser zurückhalten, damit wir nicht auch angegriffen werden", lautet eine Aussage. Ihr stimmten lediglich 38 Prozent "eher zu". Die Mehrheit, 55 Prozent, waren "eher gegen" eine Zurückhaltung bei der Unterstützung der Ukraine.

Der Zusatz "Damit wir nicht angegriffen werden" spielt unausgesprochen auf Waffenlieferungen und andere militärische Unterstützung wie etwa die Ausbildung von ukrainischen Soldaten an, die zuletzt zu Diskussionen darüber führte, ob Deutschland damit zu einer Kriegspartei werden könnte. Hilfslieferungen dürften da weniger mitschwingen.

Aufgeschlüsselt werden Antworten auf die Panoramabild-Fragen des ARD-DeutschlandTrends traditionell entlang der Anhängerschaft von Parteien. Bei der Sorge, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen wird, sind die nicht so sehr Besorgten einzig bei den Grünen in der Mehrheit (51 Prozent). Doch sind 46 Prozent der Grünen-Anhänger, die der Sorge "eher zustimmten" auch keine kleine Minderheit.

Am deutlichsten zeigt sich die Sorge darüber, in den Krieg hineingezogen zu werden, bei den AfD-Anhängern. Es sind 77 Prozent. Bei der SPD sind es 64 Prozent. Und auch bei der Union ist es mit 56 Prozent die Mehrheit. Bei der FDP sind es 50 Prozent (43 Prozent sind eher nicht besorgt).

Auch bei der Frage, die auf Konsequenzen der Unterstützung abzielt – Zurückhaltung, "damit kein Angriff droht" –, exponieren sich die AfD-Anhänger mit großem Abstand gegenüber anderen Parteianhängern: 77 Prozent stimmen eher für eine Zurückhaltung. In dieser Deutlichkeit läuft das auf eine Ablehnung jeglicher militärischer Unterstützung – außer vielleicht der Lieferung von Helmen – hinaus. Interessant wäre, wie die Unterschiede zwischen Parteianhängern in Ost- und Westdeutschland aussehen.

Bei allen anderen Parteianhängern sind die Bedenken gegenüber der Unterstützung weitaus weniger ausgeprägt. Bei den Anhängern der SPD beträgt der Anteil derjenigen, die der Aussage zustimmen, die Bundesregierung solle sich bei der Unterstützung der Ukraine zurückhalten, 38 Prozent – und sie liegt damit auf Platz zwei. Bei FDP-Anhängern sind es 34 Prozent, bei denen der Union 31 Prozent.

71 Prozent der Grünen-Anhänger stimmen der Zurückhaltung "eher nicht" zu. Damit setzen sie den Akzent auf der anderen Seite des Spektrums. Keine anderen Partei-Anhänger stehen – laut ARD-DeutschlandTrend – derart hinter der Unterstützung der Regierung für die Ukraine. Die Unions-Anhänger folgen mit 64 Prozent auf Platz 2. Politiker beider Parteien standen auch mit Besuchen in Kiew im medialen Scheinwerferlicht.