Mit Candycode Medikamente fälschungssicher machen

Medikamentenfälschung ist ein großes Problem. Ein neues Verfahren nutzt Material aus der Süßwarenbranche, um etwa Nutzer von Pillen vor Kriminellen zu schützen.

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(Bild: William Grover / UC Riverside)

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Medikamentenfälschungen sind weltweit ein ernstes Problem. Sie kosten die Pharmaindustrie nicht nur viel Geld – geschätzte 200 Milliarden US-Dollar im Jahr –, sondern gefährden auch die Gesundheit der Patienten, wenn deren Körper wirkungslose oder gar verunreinigte Wirkstoffe aufnehmen.

Eine neue Methode, die an der University of California, Riverside, entwickelt wurde, könnte hier Abhilfe schaffen. Sie setzt ausgerechnet auf Produktionstechniken und Material aus der Süßwarenindustrie. Der sogenannte CandyCode ist ein spezieller Überzug aus sogenannten Nonpareils, zu Deutsch: Liebesperlen. Diese bunten und nur wenige Millimeter großen Kügelchen aus Traubenzucker und Farbstoff sind essbar und lassen sich ganz einfach an den Pillen befestigen. Daraus ergibt sich dann ein fälschungssicheres Muster.

Die Idee stammt aus dem Labor von William Grover, Professor für Bioingenieurwesen. "Die Inspiration dafür kam von diesen kleinen bunten Schokosüßigkeiten", berichtet er. Grover fragte sich, wie viele unterschiedliche Muster sich damit anlegen ließen. Bei angenommen 92 Kügelchen in insgesamt acht verschiedenen Farben pro Pille sind die Möglichkeiten quasi unbegrenzt. "Die Chance, dass sich ein zufällig generiertes Süßwarenmuster wiederholt, ist quasi gleich null."

Daraus ergab sich dann der CandyCode. In der Praxis soll das so funktionieren: Jede einzelne Pille erhält ein bestimmtes Muster an Liebesperlen. Dieses wiederum ist in der Datenbank des Herstellers gespeichert. Um selbst zu prüfen, ob es sich um ein echtes Medikament handelt, müsste der Patient nur mit seinem Smartphone ein Bild aufnehmen und hochladen. Eine Bilderkennung matcht anschließend Foto mit Datenbank. Ist es dort nicht vorhanden, könnte es sich um eine Fälschung handeln.

Und die Idee funktioniert, wie Grover anhand von Erkältungsmedikamenten demonstrierte. Dazu entwickelte er einen Algorithmus, der den Muster in Textstrings umwandelte, die sich in einer Datenbank speichern lassen. In einem weiteren Versuch zeigte er, dass sich die Technik auch für Medikamtenverpackungen nutzen lässt. Grovers Berechnungen zufolge könnte ein Konzern 41 Millionen Pillen pro Erdenbürger produzieren und das Muster bleibe fälschungssicher.

Das Konzept beschreiben Grover und Co. in einem Paper für "Scientific Reports", das nicht nur graue Theorie ist, sondern auch Vorschläge unterbreitet, wie CandyCode kommerziell umgesetzt werden könnte. Es würde demnach ausreichen, jede einzelne Pille mit einem zufälligen Liebesperlenmuster zu überziehen und sie in der Produktion zu fotografieren – das wird schon bei der Qualitätssicherung nicht selten gemacht. Dann wird daraus der String und das Medikament geht auf die Reise. Ein weiterer Vorteil: Mit den Liebesperlen schmecken die Pillen oft auch besser, sagt Grover.

(bsc)