Akkuspezialist im Interview: "Kompromiss zwischen Kapazität und Lebensdauer"

Was Lieferengpässe für Akkumulatoren bedeuten, was Nutzer falsch machen und ob mit längeren Akkulaufzeiten zu rechnen ist, verrät ein Varta-Produktmanager.

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(Bild: Sebastian Trepesch)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sebastian Trepesch

Der baden-württembergische Batteriehersteller Varta ist ein Schwergewicht der Branche und zählt zu Apples Zulieferern. Das ist offiziell bekannt, seit Apple-Managerin Sarah Chandler dazu im September 2020 einen Hinweis gab. Auf einer Konferenz verriet sie, dass sich Varta gegenüber dem iPhone-Konzern verpflichtet habe, komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Varta selbst spricht über die Zusammenarbeit mit Apple allerdings genauso wenig wie über die eigenen Bauteile, die das Unternehmen im Rahmen der Kooperation liefert. Allgemein zum Umgang mit Akkumulatoren konnte uns Robert Hieber, Produktmanager bei der Varta AG, jedoch interessante Informationen geben und Mythen ausräumen. Darüber hinaus unterhielten wir uns mit dem Experten über die aktuelle Liefersituation und die Entwicklung des Marktes.

Im Artikel "Aufladen von Apple-Geräten" in Mac & i 3/2022 lesen Sie hilfreiche Informationen rund um Akkus und die Ladepraxis. Das neue Mac & i-Heft erscheint am 2. Juni.

Mac & i: Herr Hieber, bei welchem Fehler im Umgang mit Akkus schlagen Sie die Hände über dem Kopf zusammen?

Hieber: Was ich manchmal sehe, ist, dass Leute ihren Akku entladen und dann im Auto liegen lassen. Davon würde ich jedem abraten. Bei höheren Temperaturen ist die chemische Zersetzung und die Selbstentladung höher als normal, was zu einer reduzierten Lebensdauer führt. Durch die Tiefentladung wird er früher nicht mehr benutzbar.

Mac & i: Wird neue Akkutechnik die Laufzeit von Smartphones in den nächsten Jahren verlängern können?

Hieber: Es besteht immer ein Kompromiss zwischen der Kapazität und der Zyklenlebensdauer, also der Akkuhaltbarkeit. Den einen Akku kann ich mehr in die eine Richtung optimieren, den anderen in die andere Richtung. Je mehr Material ich verbessere, desto mehr Energie versuche ich herauszubringen, ohne die Zyklenlebensdauer zu vermindern. Wir haben aber schon sehr gutes Material, gerade mit Blick auf die Lebensdauer.

Der Energiehunger der Geräte wird sich nicht ändern. Als ich vor 20 Jahren die ersten Gespräche mit Herstellern von Mobilfunkgeräten hatte, hieß es: „Für die nächste Generation möchten wir einen kleineren Akku, weil wir weniger Strom brauchen.“ Letztendlich haben sie mehr Kapazität benötigt, weil sie mehr Features eingebaut haben.

Mac & i: Drosseln Lieferengpässe aktuell die Produktion bei Varta?

Hieber: Eher indirekt, weil unsere Kunden mit Halbleitern in ihrer Produktion betroffen sind. Für die Materialien der Batterien sehen wir noch keine Lieferengpässe. Natürlich gibt es mal Lieferverzögerungen, weil zum Beispiel ein Hafen wegen Corona geschlossen ist. Aber wir haben Möglichkeiten, das zu kompensieren. Außerdem haben wir rechtzeitig die Situation erkannt und unsere Supply Chain entsprechend angepasst beziehungsweise vorbereitet.

Mac & i: Werden die Rohstoffe für Akkus knapp und bald die Produkte verteuern?

Hieber: Das ist schwer vorherzusagen. Die Materialien kommen aus vielen verschiedenen Gegenden. Wir wissen noch nicht, wie lange der Krieg in der Ukraine dauert. Wir wissen noch nicht, wie sich die Gesamtzusammenhänge der Rohstoffe auswirken werden, auch wenn wir keine Zulieferer in den vom Krieg betroffenen Regionen haben. Was klar ist: Wir sehen steigende Energiepreise infolge des Krieges.

Wir wissen aber, dass die Elektroautos sehr viele Akkus aufsaugen, was insgesamt zu einer Verknappung im Markt führen wird. Doch erweiterte Produktionskapazitäten werden das wieder auffangen. Das ist nichts ungewöhnliches.

Mac & i: Vielen Dank für das Gespräch.

(tre)