"E-Rezept-Enthusiasten": Verein will digitalem Rezept mit Aufbauspritze helfen

Die "E-Rezept-Enthusiasten" wollen das Rezept ins Ziel bringen: Dem Gesundheitswesen soll unter die Arme gegriffen und Patienten besser aufgeklärt werden.

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Internetauftritt der E-Rezept-Enthusiasten mit Rezept

(Bild: E-Rezept-Enthusiasten)

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Um die bisher schleppende Testphase des E-Rezepts zu verkürzen und ihm "zum schnelleren Durchbruch" zu verhelfen, hat sich ein Verein gegründet. Die Initiative namens "E-Rezept-Enthusiasten" richtet sich an Akteure des Gesundheitswesens und Patienten und will diese "gezielt" über die elektronische Verordnung aufklären. Hauptziel sei ein schnelles und "erfolgreiches" Ende der Testphase und eine zügige flächendeckende Einführung.

Finanziert werde der Verein nach Angaben der Deutschen Apotheker Zeitung durch die Beiträge der Mitglieder oder nach erfolgreich anerkanntem Gemeinnützigkeitsstatus durch Spenden. Für die Zukunft sei außerdem ein Förderprogramm für Ärzte und Apotheker geplant – sofern diese Fragebögen ausfüllen und eine bestimmte Menge an E-Rezepten ausstellen und verarbeiten.

Vorsitzender der E-Rezept-Enthusiasten ist der Apotheker und ehemalige Berater des Bundesgesundheitsministeriums Ralf König aus Nürnberg. Seiner Ansicht nach sollen möglichst viele Arztpraxen und Apotheken mit verschiedener Software das E-Rezept testen. Die verschiedenen Kombinationen würden dabei Hinweise darauf liefern, wo es noch hakt. Vizepräsident ist der niedergelassene Arzt Dr. Nicolas Kahl. Seiner Erfahrung nach haben seine Patientinnen und Patienten das E-Rezept gut angenommen. Zwar sei der Wille da, doch auch Apotheken würden laut Apotheke Adhoc Testmöglichkeiten für das E-Rezept fehlen.

Zu weiteren Gründungsmitgliedern gehört der ehemalige Leiter der Unterabteilung "Gematik, Telematikinfrastruktur und eHealth", Christian Klose, der als Client Partner für die IBM Deutschland GmbH arbeitet. Außerdem gehören Akteure aus der Digital- und Medienbranche wie die CompuGroup Medical, die Bundesdruckerei, Gesund.de, Medatixx, Noventi Health SE, Shop Apotheke, der Wort und Bild Verlag und weitere ebenfalls zu den Vereinsmitgliedern.

Die Enthusiasten wollen den Praxen nach Informationen von Adhoc Apotheke mit Vordrucken helfen, falls ein QR-Code für das E-Rezept doch noch ausgedruckt werden muss. Auf der Rückseite des Vordrucks seien dann Informationen zum E-Rezept.

Wer sein E-Rezept nutzen will, muss die E-Rezept-App der Gematik für sein Smartphone herunterladen und über eine elektronische Gesundheitskarte sowie eine dazugehörige PIN verfügen. Die App steht unter iOS ab Version 14 und Android ab Version 7 sowie in der Desktop-Version unter Windows zur Verfügung – allerdings sind hier für die Nutzung des E-Rezepts neben der elektronischen Gesundheitskarte inklusive einer PIN zur Freischaltung auch ein Kartenlesegerät notwendig. Einige elektronische Patientenakten der Krankenkassen sind bereits ebenfalls für das E-Rezept gerüstet.

Kürzlich hieß es, dass das E-Rezept in den ersten Bundesländern bereits im September für Ärzte und Apotheker verpflichtend sein soll, wie aus einer Beschlussvorlage hervorgeht, die die Gematik "der Gesellschafterversammlung am 9. Mai sehr kurzfristig und unabgestimmt" vorgelegt hatte. Ab Dezember würden demzufolge sechs weitere Bundesländer hinzukommen und im Februar 2023 alle weiteren Bundesländer. Auf Nachfrage von heise online bestätigte das BMG jedoch lediglich, dass man in der Gesellschafterversammlung der Gematik eine gestaffelte Einführung diskutieren werde. Das BMG hat mit 51 Prozent den mehrheitlichen Anteil an der Gematik. Danach folgen der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) mit 22 Prozent sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit mehr als sieben Prozent.

Auf diese Gematik-Initiative hin haben die Vorstände der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) einen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verfasst. "Die Praxistauglichkeit des E-Rezepts in den Testvorhaben ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nachgewiesen." Die Verfasser kritisieren, dass es unmöglich sei, von 30.000 E-Rezepten "ohne weitere Zwischenstufen" auf ungefähr 750 Millionen Verordnungen zu kommen. Das würde die Praxisabläufe gefährden. "Die KVen sollen diesen Prozess unterstützen, ohne dass zuvor Gespräche oder Abstimmungen mit ihnen dazu geführt wurden." Erst kürzlich hatte das BMG gegenüber der KBV versichert, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens "in Abstimmung mit den Akteuren erfolgen und Anwendungen erst nach ausreichender Erprobung eingeführt würden".

Nach Angaben der für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständigen Gematik soll sich die flächendeckende Einführung an die Testphase und der damit verbundenen "erfolgreichen Abrechnung" von mehr als 30.000 E-Rezepten bis zum Sommer anschließen – derzeit liegt die Zahl bei 16.954 E-Rezepten (Stand 17.05.2022). Nach Angaben von Apotheke Adhoc geht König davon aus, dass deutschlandweit lediglich rund zehn Praxen regelmäßig E-Rezepte ausstellen würden.

Am 30. Mai – nach mehrfacher Vertagung – wollen die Gesellschafter der Gematik nächste Schritte für die Einführung des E-Rezepts beschließen. Weitere Entscheidungen könnte es auch für einen anstehenden Tausch erster Konnektoren der Telematikinfrastruktur (TI) geben, die einen sicheren Anschluss an die TI gewährleisten sollen.

Update 17.05.2022, 21:19 Uhr: Voraussetzungen für die Nutzung des E-Rezepts durch Patienten ergänzt.

(mack)