LNG-Terminal: Früher Pipeline-Baubeginn untergräbt Umweltschützer-Kritik

Bei der Wilhelmshaven-Anschluss-Leitung gibt das Landesbergbauamt als zuständige Planungsbehörde Gas. Für die Kritiker ist der vorzeitige Beginn ein Albtraum.

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Gaspipeline

(Bild: INSAGO / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Albtraum vieler Umweltschützer ist wahr geworden: Mit dem vorzeitigen Beginn der Bauarbeiten für eine Pipeline zwischen dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven und dem Anschluss ans nationale Erdgasnetz werden Tatsachen geschaffen. Tatsachen, die nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe bereits zu irreversiblen Schädigungen der Natur führen werden. Sie hatte deshalb in ihrer Einwendung im Planfeststellungsverfahren darauf gedrängt, genau diese Genehmigung nicht zu erteilen. Ohne Erfolg.

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen hat den vorzeitigen Baubeginn der 26 Kilometer langen unterirdischen Pipeline zwischen dem künftigen LNG-Terminal und dem Dorf Etzel (Gemeinde Friedeburg) genehmigt. Damit soll der ambitionierte Zeitplan, zum Jahreswechsel 2022/2023 erstmals Flüssigerdgas in Deutschland importieren zu können, eingehalten werden. Erst vor wenigen Tagen endete die Frist für Einwendungen.

Die Genehmigung umfasst im Wesentlichen bauvorbereitende Arbeiten. Die Firma Open Grid Europe als Betreiberin der Zubringerleitung darf damit zum Beispiel schon Bäume entlang der Leitungstrasse fällen, Baustraßen errichten, mögliche Kampfmittel bergen sowie erste Querungen bauen. Sollte das laufende Planfeststellungsverfahren nicht erfolgreich sein, muss das alles wieder zurückgebaut werden. Aufgrund des LNG-Beschleunigungsgesetzes des Bundes werden sonst übliche Fristen verkürzt und Umweltprüfungen fallen weg.

Damit soll die Gasversorgung Deutschlands gesichert werden, falls aufgrund des Ukrainekriegs und der Spannungen zwischen dem Westen und Russland die russischen Gaslieferungen nach Deutschland zum Erliegen kommen.

Umweltschützer argumentieren, dass schon im Zuge der Bauarbeiten mit der Freisetzung von Treibhausgasemissionen und Auswirkungen auf besonders geschützte Arten und das globale Klima zu rechnen sei. Ihnen zufolge gebe es erhebliche Defizite bei den Unterlagen und Prüfungen, weshalb sie das ganze Vorhaben für nicht genehmigungsfähig halten.

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen hatte zuvor den vorzeitigen Baubeginn einer 26 Kilometer langen unterirdischen Pipeline zwischen dem künftigen LNG-Terminal in Wilhelmshaven und dem Anschluss an das nationale Erdgasnetz in Etzel (Gemeinde Friedeburg) genehmigt. Damit soll der ambitionierte Zeitplan, zum Jahreswechsel 2022/2023 erstmals Flüssigerdgas in Deutschland importieren zu können, eingehalten werden.Zur Frist für Einwendungen hatte es 14 Eingaben sowie eine Gesamtstellungnahme gegeben. Für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven haben bereits Anfang Mai die Rammarbeiten begonnen. Unterdessen gibt es laut Medienberichten Überlegungen, Teile der Nord Stream 2-Pipeline zu enteignen und für die LNG-Anschlussleitungen zu verwenden.

Die Wilhelmshaven-Anschluss-Leitung (WAL) soll einen Durchmesser von einem Meter haben. Geplant ist anfangs eine jährliche Kapazität von 10 Milliarden Kubikmeter Gas. In den darauffolgenden Jahren ist ein schrittweiser Ausbau auf bis zu 28 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr geplant. Das im tiefkalten Zustand per Schiff transportierte Flüssigerdgas soll zunächst an Bord von schwimmenden Anlagen wieder in den gasförmigen Zustand versetzt und dann über die Pipeline in Richtung Ostfriesland gepumpt werden.

Der Verlauf der geplanten Gaspipeline zwischen dem im Bau befindlichen LNG-Terminal in Wilhelmshaven und Etzel (Ostfriesland)

(Bild: OGE)

Am Endpunkt der Leitung, in Etzel, befindet sich einer der größten Öl- und Gasspeicherplätze Europas mit 75 Kavernen in einem Salzstock. Laut des Betreiberunternehmens, der Storag, werde dort heute schon ein beachtlicher Teil des Gesamtvolumens aller deutschen Rohöl- und Erdgasreserven gespeichert. Dadurch besteht auch Anschluss an vier überregionale Pipelines. Für die Einspeisung des regasifizierten Flüssigerdgas ist die Norddeutsche Erdgas Transversale (NETRA) von besonderem Interesse.

Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es unterdessen Überlegungen, für die LNG-Anschlussleitungen überirdisch verlaufende Teile der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zu verwenden. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Dem Bericht zufolge sollen die auf deutschem Staatsgebiet liegenden Anlagenteile hierfür enteignet und abgeschnitten werden. Die fertiggestellte, aber nie in Betrieb genommene Pipeline gehört dem russischen Staatskonzern Gazprom. Russland kündigte für den Fall einer Umsetzung an, vor Gericht zu ziehen.

Update

Ein Absatz zu Überlegungen, Teile der Nord Stream 2-Pipeline zu enteignen, wurde hinzugefügt.

Update

In einem zweiten Update haben wir die Perspektive von Umweltschützern ergänzt.

(mki)