Zwangsöffnung der In-App-Käufe in Südkorea: Apple pocht auf Provision

Ein Gesetz zwingt Apple, das App-Bezahlmonopol in Südkorea aufzugeben. An jedem In-App-Einkauf will der Plattformbetreiber weiter mitverdienen – in jedem Fall.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen

(Bild: George Dolgikh/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

In Südkorea vertriebene iPhone-Apps können In-App-Käufe erstmals selbst direkt abrechnen – statt nur über die sonst vorgeschriebene Apple-Bezahlschnittstelle. Entwickler können jetzt eine entsprechende Berechtigung für ihre Apps bei Apple beantragen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Freiwillig erfolgte die Öffnung nicht: Ein neues Gesetz schreibt großen App-Store-Betreibern in Südkorea vor, dass App-Anbieter und Entwickler nicht länger zur Verwendung der In-App-Kaufschnittstelle des Plattformbetreibers gezwungen werden dürfen.

An die Bezahlschnittstelle ist auch die Provision geknüpft, die Apple und Google auf jeden In-App-Kauf eines digitalen Inhaltes erheben und automatisch bis zu 30 Prozent des Nettopreises einbehalten. Apple hatte in vorausgehenden Verfahren – besonders im Rechtsstreit mit Epic Games – bereits betont, einen Besitzanspruch auf alle In-App-Käufe zu haben. Darauf pocht der Konzern jetzt auch in Südkorea: App-Anbieter müssen für direkt abgerechnete Käufe 26 Prozent Provision an Apple bezahlen, wie das Unternehmen erklärte. Der Hersteller folgt damit exakt Googles neuem Provisionsmodell für Südkorea, dort wurden ebenfalls vier Prozentpunkte von der Provision gestrichen.

Für die meisten Entwickler dürfte sich der Aufwand zur Umsetzung der Direktzahlung so kaum rechnen, zumal Nutzer vor dem Kauf erst einen Warnhinweis abnicken müssen. In Südkorea erlaubt Apple außerdem nur vier spezifische Zahlungsdienstleister für Direktzahlungen.

Um die weiter veranschlagte Provision könnte ein Streit mit der Regulierungsbehörde Korea Communications Commission entbrennen: Falls die Plattformbetreiber es App-Entwicklern zu schwer und unbequem machen, Direktzahlungen anzunehmen, würde das dem Ziel des Gesetzes zuwiderlaufen, hieß es bei den Regulierern im Frühjahr.

Südkorea ist damit das erste Land, das das bisherige App-Bezahlmonopol der großen Plattformbetreiber bricht. In den Niederlanden wurde jüngst eine ähnliche Vorgabe durchgesetzt, die allerdings nur für Dating-Apps greift – und auch dort veranschlagt Apple 27 Prozent Provision auf In-App-Käufe. In anderen Regionen gibt es ähnliche Bestrebungen bei Regulierungsbehörden, auch in Europa und den USA soll eine entsprechende Regel mit dem Digital Markets Act respektive dem Open App Markets Act festgeschrieben werden. Allein bei Apple geht es dabei um Multimilliardenbeträge: Die Provisionen haben Apple im vergangenen Jahr einen Umsatz von geschätzt über 20 Milliarden US-Dollar eingebracht.

(lbe)