Kulturindustrie: Erhalt des UHF-Bands wichtig auch für den Katastrophenschutz

57 Verbände und Unternehmen der Rundfunk- und Kulturindustrie aus 17 europäischen Ländern trommeln dafür, das Spektrum 470 bis 694 MHz weiter nutzen zu dürfen.

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(Bild: KYNA STUDIO, Shutterstock)

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Die deutsche Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen hat am Donnerstag gemeinsam mit Partnern aus 17 europäischen Ländern einen flammenden Appell an politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden gerichtet. Die Beteiligten fordern in dem "Call to Europe", das untere UHF-Band im Bereich zwischen 470 und 694 MHz für den Rundfunk sowie den Betrieb lokaler Funkstrecken im Rahmen der professionellen Veranstaltungstechnik zu erhalten. Dieses Spektrum wird derzeit hauptsächlich für die digitale terrestrische Ausstrahlung von Fernsehprogrammen (DVB-T2) genutzt.

Anlass zur Sorge der Branche: Ende 2023 soll die Weltfunkkonferenz (WRC-23) über die künftige Nutzung des UHF-Bandes nach 2030 entscheiden. Hierzulande empfehlen Berater in einer Analyse für die Bundesnetzagentur, das digitale Antennen-TV zu reduzieren oder abzuschalten und das entsprechende Spektrum teils für den Mobilfunk freizugeben. Für die 20 Prozent der Bevölkerung, die in dünn besiedelten Gebieten ohne oder mit schlechtem Handy-Empfang leben, könnte mit den TV-Frequenzen den Experten zufolge mehr Mobilfunkkapazität zur Verfügung gestellt werden.

Laut der Rundfunk- und Kulturindustrie steht die Zukunft der meistgenutzten TV-Infrastruktur in Europa auf dem Spiel: 80 Millionen oder 43 Prozent der Haushalte in der EU nutzten digitales terrestrisches Fernsehen. Künftige Rundfunktechnologien im selben Frequenzband wie 5G Broadcast erlaubten es zudem, die Bevölkerung direkt über mobile Geräte zu erreichen: Im Katastrophen- oder Krisenfall sorge der terrestrische Rundfunk dafür, "dass die Bevölkerung über die Situation informiert bleibt". Solche Übertragungen hätten sich bei Naturkatastrophen als sicherer erwiesen als der Mobilfunk.

Event-Organisatoren bräuchten ferner UHF-Frequenzen "für den ordnungsgemäßen Betrieb von drahtlosen Mikrofonen, In-Ear-Systemen, Talk-Back-Systemen und Audioverbindungen, insbesondere im Rahmen von Live-Veranstaltungen". Sie ermöglichten tourenden Musikern und Künstlern, mit ihrer eigenen Beschallungsanlage durch ganz Europa zu reisen. Zudem seien Kirchen, Schulen, Universitäten, Messeveranstalter und viele andere auf das Spektrum angewiesen. Letztlich brauche ganz Europa die Frequenzen auch im Interesse "einer freien Gesellschaft".

Der hiesigen Allianz haben sich ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast, die Landesmedienanstalten, die Initiative SOS (Save Our Spectrum), Sennheiser, Vaunet, ZDF und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI angeschlossen. Die europäische Gruppe für Frequenzpolitik (RSPG), die die EU-Kommission berät, schlug jüngst vor: Die Mitgliedstaaten sollten die Flexibilität haben, das 470-694-MHz-Band für drahtloses Breitband zu nutzen. Voraussetzung müsse sein, dass dies "mit den Rundfunkbedürfnissen in dem betreffenden Mitgliedstaat vereinbar ist" und den DVB-T-Betrieb in den Nachbarländern nicht einschränkt.

(bme)