Streit zwischen Open-Source-Community und GitHub eskaliert

Nach dem Start von Copilot ruft die Software Freedom Conservancy zum Verlassen von GitHub auf – zu abhängig seien Open-Source-Projekte von Microsoft.

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(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nach einem Brandbrief gegen GitHub durch die Software Freedom Conservancy (SFC) diskutieren Teile der Open-Source-Community die Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern. Im konkreten Fall handelt es sich um Microsoft, die den Code-Hosting-Dienst 2018 übernommen hatten.

Die SFC stößt sich an mehreren Punkten: Zum einen handelt es sich bei GitHub um proprietäre Software, die Nutzer zudem nicht selbst betreiben können – mit einer entsprechend resultierenden Abhängigkeit von Microsoft, einem beim Thema Open Source traditionell umstrittenen Konzern. Ferner würde GitHub aus freien Projekten kommerziellen Profit erzielen, wie jüngst bei Copilot. Letzterer KI-Dienst ist auch auf Basis von FOSS-Code trainiert worden – und obwohl diese Lizenzen teils eine Copyleft-Klausel enthalten, habe der Anbieter dies schlicht ignoriert. Konkret setzt eine solche Klausel voraus, dass Werke unter derselben freien Lizenz wie das ursprüngliche Werk erscheinen müssen.

Außerdem weist die SFC darauf hin, dass es mit SourceForge bereits einen ähnlichen Fall gegeben hat. Zu viele freie Projekte seien von dem Dienst abhängig gewesen, letzterer habe sich nach und nach zum Schlechteren für die Open-Source-Community entwickelt. Tatsächlich hatte der einst beliebte Anbieter die meisten Projekte durch ein Adware-Desaster verloren, als er ab 2013 optional und ab 2015 ohne Einwilligung der Entwickler den heruntergeladenen Installern Werbesoftware beipackte – mit GIMP als einem prominenten Vertreter der FOSS-Welt.

GIMP setzt mittlerweile auf GitLab, betreibt aber einen GitHub-Mirror – und letzteres galt bislang auch für Projekte der SFC selbst. Aber nicht nur dies ist mit dem Brandbrief Geschichte, auch will die SFC keine neuen Mitglieder aufnehmen, die nicht sich langfristig nicht von Microsofts Dienst trennen wollen. Dies wolle man bestehenden SFC-Projekten nicht vorschreiben, mit entsprechender Hilfe sollen jedoch möglichst viele FOSS-Entwickler wechseln. Ressourcen hierfür hat die SFC auf einer eigenen Seite zusammengetragen.

Copilot zieht seit Beginn der Testphase Kritik nach sich – nicht nur die SFC bemängelt, dass GitHub seinen kostenpflichtigen KI-Dienst ausschließlich mithilfe freier Software erstellt haben könne. Letzteres unterstreicht der Anbieter gar selbst – mit lobenden Worten gegenüber der Community – und will sich revanchieren, indem Studenten und Maintainer Copilot gratis verwenden können. Besänftigen konnte diese Aussage jedoch nicht: Das Ignorieren der kritischen Nachfragen resultierte nun vielmehr im offenen Aufruf, dass freie Software und kommerzielle Interessen wieder getrenntere Wege gehen müssten.

(fo)